Ergebnisse sichern
Eine der häufigsten Formulierungen am Ende von Moderationen ist die Frage „Und, wo stehen wir jetzt?“ und „Was ist jetzt eigentlich das Ergebnis?“ In der klassischen Moderation ist die Visualisierung von Zwischenergebnissen ein wichtiger Punkt, um für die Gruppe den Arbeitsprozess transparent zu halten, da sie immer wieder mitentscheidet, wie es weitergeht. Die Metaplankartenabfrage hat hier sowohl die Funktion für Transparenz und Beteiligung zu sorgen und dient zugleich als visualisierte Ergebnissicherung.
In der Hochschullehre ist das Ergebnisse sichern eher mündlich und manchmal aufgrund des Zeitdrucks selten. Gleichzeitig ist dies eine entscheidende Lehr- und Lernhandlung: zu erkennen, was passiert ist und was der vorangegangene Prozess gebracht hat. Grundsätzlich gilt es zu entscheiden wer wann, was und wie dokumentiert.
Lehrgespräche sichern
In gelenkten Lehrgesprächen werden einzelne Beiträge oft aufgegriffen, um sie in den Vortrag einfließen zu lassen oder in eine Visualisierung als Tafelbild etwa in Form einer Kognitiven Landkarte, zu integrieren. Insofern findet die Ergebnissicherung eher in der laufenden Lehrveranstaltung statt, da das Lehrgespräch eher lernziel- und dozentenzentriert ist.
Diskussionsergebnisse sichern
Gerade bei längeren Diskussionsprozessen kann es sinnvoll sein, die wichtigsten Erkenntnisse oder gar den Argumentationsverlauf zu dokumentieren und zu reflektieren.
Möglichkeiten der Ergebnissicherung
Wer | |
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Der/die Lehrende | Die Studierenden |
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Was | |
Wichtiges | Alles |
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Wie | |
mündlich | schriftlich |
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Wann | |
am Ende | parallel |
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Ergebnisse visuell sichern
Während in der klassischen Moderation viel mit Visualisierungen gearbeitet wird, ist das Visualisieren von Ergebnissen in der Lehre teilweise noch selten.
Die Vorzüge des Visualisierens in der klassischen Moderation sollten auch für die Lehre überdacht werden: sie bilden einen Fokus, ermöglichen das Erweitern und Voranschreiten, fördern das Behalten und können, über mehrere Sitzungen weiterentwickelt, den roten Faden des Gesamtthemas sichtbar machen.
Das Strukturierung von Ergebnissen hängt vom Thema, der Fragestellung und der Zielsetzung ab. Zu beachten gilt: Da sich Visuelles schnell einprägen kann, gilt es zu entscheiden, ob die Beiträge im „O-Ton“ aufgeschrieben werden (klassische Moderationsrolle) oder diese (angekündigt) fachlich paraphrasiert werden und so fachlich richtig da stehen bzw. dem Lernziel der Wissenschaftlichkeit näher rücken (Bezüge-herstellende Moderationsrolle).
Folgende Visualisierungsformen können u.a. in der Lehre eingesetzt werden: siehe Abb. Ergebnisse visuell sichern
Metaplan: Die Fragestellung wird visualisiert und Ideen und Antworten werden dazu per Moderationskarten visuell erhoben. Die Karten werden im Anschluss an der Moderationswand strukturiert und geclustert.
Liste „klassisch“: Beiträge zu einer Fragestellung werden nacheinander aufgelistet.
Vorstrukturierte Liste: Die Visualisierung wird entsprechend der Fragestellung vorstrukturiert und Beiträge dann eingeordnet etwa bei einer Pro-Kontra-Diskussion.
Mindmap: Kategorien werden vorab festgelegt und die Beiträge entsprechend eingetragen. Ein Mindmap eignet sich vor allem bei Fragestellungen, die sehr unterschiedliche Richtungen einschlagen können. Kategorien können sein: Beiträge zu Theorien, Beiträge zu Konzepten, Beispiele, Meinungen, offene Fragen, Erfahrungen und Sonstiges. Alle Beiträge werden eingetragen und die Gruppe erhält so ein Feedback in welche Richtung die Diskussion geht. Die Kategorie Sonstiges hilft, Beiträge zu erfassen, die darüber hinausgehen.
Advance Organizer: Hier wird, im Unterschied zu seinem klassischen Einsatz, der Advance Organizer nicht als Vorstrukturierung eines Themas vorbereitet, sondern der Diskussions- bzw. Argumentationsverlauf wird ad hoc aufgegriffen und visuell abgebildet, etwa entlang der Metapher eines Weges.
Graphic Recording: Die hauptsächlich bildhafte Dokumentation eines Arbeitsprozesses, der parallel von Graphic Recorder_innen entwickelt wird. Das Graphic Recording kann als Zusammenschau und Dokumentation, etwa einer gesamten Tagung, dienen.
Gerade in der neutralen Moderation kann es als Wertung empfunden werden, wenn nur bestimmte Beiträge visualisiert werden oder Beiträge umformuliert und dann visualisiert werden. Beim Dokumentieren und Visualisieren von Ergebnissen ist es deshalb wichtig, vorab darüber zu informieren, ob Ergebnisse zusammenfassend – fokussierend ausgewählt – visualisiert werden oder eben alle Beiträge aufgegriffen werden, was zum Beispiel bei einem Mindmap das Ziel wäre.
Quellen
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Dauscher, U. (1998): Moderationsmethoden und Zukunftswerkstatt, Neuwied/Kriftel/Berlin.
Decker, F. (1994) :Teamworking – Gruppen erfolgreich moderieren und führen. Mit Übungen zu geistiger Fitness und Entspannung. München.
Freimuth, J. und Barth Hogrefe, T. (2014): Handbuch Moderation: Konzepte, Anwendungen und Entwicklungen. Göttingen.
Freimuth, J. (2000): Moderation in der Hochschullehre: Konzepte und Erfahrungen in der Hochschullehre und Hochschulentwicklung, Hamburg.
Haussmann, M. (2014): UZMO. Denken mit dem Stift. Visuell präsentieren, dokumentieren und erkunden. München.
Kleber, K.; Schrader, E., Straub, Walter G. (1992): Kurz-Moderation, Hamburg.
Plate, M. (2014): Grundlagen der Kommunikation: Gespräche effektiv gestalten. Stuttgart.
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Seifert, J. W. (1999): Visualisieren, Präsentieren, Moderieren. Offenbach.
Seifert, J. W. (1999): Moderation und Kommunikation. Offenbach.
Seifert, J. W.(1995): Gruppenprozesse steuern. Als Moderator Energie bündeln, Konflikte bewältigen, Ziele erreichen. Offenbach.
Wagner, R. W. (2006): Mündliche Kommunikation in der Schule Stuttgart.