Begriffsklärungen im Kontext von Beratung und Begleitung

Beratung, Supervision, Coaching und mehr

Die Öffnung der Zugänge ins Studium sowie die Diversität der Studierenden mit ihren unterschiedlichen Vorkenntnissen lässt den Bedarf an Beratung steigen und zeigt sich in den zusätzlichen Angeboten wie etwa in der Studieneingangsphase in Form von Tutorien, Mentoringprogrammen, Schreibworkshops oder Angeboten zum wissenschaftlichen Arbeiten.

Differenzierte Beratungsangebote

Zudem haben sich die individuellen Beratungsangebote an den Hochschulen differenziert. So gibt es neben der Studienfachberatung, den sozialen bzw. psychosozialen Beratungsstellen inzwischen auch eine Studienverlaufsberatung, die zum Teil in den Fakultäten verankert ist oder Angebote von Studierendencoaches, die den erfolgreichen Studienverlauf für möglichst viele Studierende durch Beratung und Coaching ermöglichen sollen. Denn es zeigt sich, dass Studierende mit diversen Herausforderungen konfrontiert sind und an vielen Stellen Studierfähigkeit aufgebaut und weiterentwickelt werden muss.

Humanistisches Menschenbild ist grundlegend

Allen Ansätzen liegt das humanistische Menschenbild zugrunde, das davon ausgeht, dass Menschen lernfähig sind und selbstbestimmt entscheiden sollten, was für sie richtig ist. Dabei ist ein wesentliches Prinzip die Freiwilligkeit, da erzwungene Beratungen eher zu Widerstand führen. Außerdem nehmen Beraterende eher eine neutrale Außenperspektive ein. Insofern zeigen sich große Unterschiede zur Beratung an Hochschulen, was Settings, Rollen und Aufgaben angeht. Andererseits werden Gespräche von bestimmten Gesprächsführungsprinzipien und -interventionen getragen, die universell einsetzbar sind.

Beratung, Supervision, Coaching und mehr

Konzepte aus Beratung und Coaching haben ihren Ursprung unter anderem aus dem therapeutischen oder sozialen Bereich und werden dann für andere Kontexte wie Management, Führung, Weiterbildung, Schule, Sport o. ä. adaptiert. Hier finden Sie eine Auswahl zu unterschiedlichen Beratungs. und Coachingformen.

Begleitung von Einzelpersonen und Gruppen zu individuellen privaten oder beruflichen Fragen. Ziel ist zumeist die Hilfe zur Selbsthilfe etwa durch Klärungshilfe bei Entscheidungsprozessen. Beratungsansätze orientieren sich an unterschiedlichen psychologischen Modellen und Schulen wie zum Beispiel der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie oder systemischen Ansätzen. Die Berater_innen begleiten und führen den Beratungsprozess vor allem durch Fragen und greifen möglichst wenig in die Inhalte ein.

Die Fachberatung / Expertenberatung berät im Unterschied dazu explizit auch in inhaltlichen Fragen. Nach der inhaltlichen Beratung geht es jedoch immer auch um den Entscheidungsprozess, der klärt, was die Klient_innen mit den Inhalten dann machen.

Supervision ist die mittel- bis langfristige Praxisreflexion im Beruf beispielsweise in psychosozialen und medizinischen Berufsfeldern. Mittelpunkt ist die – auch kollegiale – Bearbeitung von Fällen, die Reflexion des eigenen beruflichen Handelns, die emotionale Entlastung sowie das Verständnis oder die Weiterentwicklung von organisatorischen Abläufen. Schwerpunkt kann das Team selbst, die Führung oder die Arbeit mit den Klient_innen sein.

Ursprünglich kommt der Begriff Coaching aus dem Sport. Ein Coach soll die Leistung eines Teams steigern und das Team motivieren. Der Begriff wurde zunächst vor allem in der Wirtschaft verwendet und ist letztlich auch eine Form der Beratung. Coaching ist im Gegensatz zur Beratung häufiger ziel- und leistungsorientiert. Ein Coach kann darüber hinaus mehr inhaltliche Tipps und Empfehlungen geben und ein Coaching kann mehr Trainingsphasen beinhalten.

Wenn Lehrende Lernumgestaltungen einleiten und Lernende zum selbstgesteuerten und aktiven Lernen anregen und sie dabei begleiten, nehmen sie die Rolle eines Lerncoaches ein. Im Unterschied zur Lernberatung, die dem sozialpädagogischen Konzept der Hilfe bei Lernproblemen nahe ist, fokussiert der Begriff Lerncoaching die ziel- und leistungsorientierten Besonderheiten des Coachens. Lerncoaching kommt im Rahmen selbstorganisierter Lernprozesse in Schulen und Hochschulen immer mehr zum Tragen und verdeutlicht den Rollenwechsel im Rahmen der Lernkultur.

Beim Mentoring begleiten berufserfahrene Mentoren jüngere Kolleginnen und Kollegen. Hierbei geht es vor allem um das Erfahrungswissen und die Vernetzung. Ein Mentor gibt Ratschläge und Hilfestellungen und ist mit dem Mentee auf eine persönliche Art verbunden. Jedes Mentoring ist von daher unterschiedlich ausgeprägt, wobei das sog. „Matching“ (wer passt zu wem?) von zentraler Bedeutung ist. In der Hochschule gibt es tutorielle Mentoringprogramme, wenn Studierende höherer Semester jüngere Semester über eine gewisse Zeit begleiten. Beim Mentoring von Wissenschaftlerinnen geht es häufig um die Förderung von Frauen in der Wissenschaft, da das „networking“ entscheidend für die Karriere sein kann.

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