Verbalisieren und Visualisieren

Untertitel, Klarheit und Struktur helfen bei der Vermittlung von Inhalten

Tafelbilder, projizierte Grafiken oder Tabellen können von sehbeeinträchtigten Studiereden nicht oder nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Eine Beschreibung und Erläuterung der genutzten Visualisierungen ermöglicht sehbeeinträchtigten Studierenden das Verständnis. Darüber hinaus unterstützt es alle Studierende, wenn sich die Lehrperson „die Zeit nimmt, eine komplexe Abbildung noch einmal ausführlich zu erläutern.“ (Björn Fisseler, 2014, S. 93)

„Kommen während einer Lehrveranstaltung Filme zum Einsatz, sollten (falls vorhanden) Untertitel eingeschaltet werden.“ (Klein, Struve, 2009)

Durch die ergänzende Visualisierung von mündlich mitgeteilten Arbeitsaufträgen und Anweisungen ermöglichen Sie auch Studierenden die Partizipation, die Sie akustisch oder sprachlich nur eingeschränkt verstehen. Die verschriftlichte Visualisierung, z. B. an der Tafel, kann die Verständlichkeit der Anweisung erhöhen. Darüber hinaus ermöglichen Sie Studierenden, die kurz abgelenkt waren oder verspätet zur Veranstaltung hinzugekommen sind, die Partizipation.

„Allen Studierenden kommt zugute, wenn Tafelbilder klar strukturiert sind und die Schrift auf Tafel und Folie ansprechend groß und deutlich ist.“ (Klein, Struve, 2009)

Gendergerechte Sprache und Grafiken

Eine der ersten deutschsprachigen Richtlinien zur Förderung einer gendergerechten Sprache und zur Vermeidung von sexistischem Sprachgebrauch wurde in den 1980er Jahren von einer Gruppe von Linguistinnen, von Ingrid Guentherodt, Marlis Hellinger, Luise Puschund Senta Trömel-Plötz, entwickelt.

Sprache gilt nach ihrem Verständnis als „sexistisch",

  • wenn sie Frauen und ihre Leistungen ignoriert,
  • wenn sie Frauen nur in Abhängigkeit von und Unterordnung zu Männern beschreibt,
  • wenn sie Frauen nur in stereotypen Rollen zeigt und ihnen so über das Stereotyp hinausgehende Interessen und Fähigkeiten abspricht,
  • und wenn sie Frauen durch herablassende Sprache demütigt und lächerlich macht.“ (vgl. Guentherodt, Ingrid; Hellinger, Marlis; Pusch, Luise F. & Trömel-Plötz, Senta, 1980, S. 15)

„Die sprachliche Gleichbehandlung beider Geschlechter gilt für eine erfolgreiche Gleichstellung als unerlässlich. Ziel muss sein, Frauen und Männer auch in der Hochschullehre gleichermaßen anzusprechen. Werden die richtigen sprachlichen Strategien verfolgt, ist eine geschlechtergerechte Sprache nicht zwingendermaßen umständlich und beugt zudem Missverständnissen vor. Schon kleine Veränderungen des Sprachgebrauchs können eine große Wirkung haben, so dass sich alle Studierenden angesprochen, beachtet und respektiert fühlen.“ (vgl. Didaktik-Tipp zum gendersensiblen Sprachgebrauch der TU Darmstadt, Januar 2015)

Studierende generell unterstützen

  • Schauen Sie bei Fragen alle Studierenden an, nicht nur Personen eines Geschlechts
  • Vermeiden Sie nur die Studierende anzuschauen, die sich bisher häufig eingebracht haben; Sie verlieren so leicht andere aus dem Blick; blicken Sie auch Personen an, die sich bisher nicht oder nur gering beteiligten, sie könnten durch Ihren Blickkontakt ermutigt werden
  • Sprechen Sie durch neutrale Pluralbildung (z. B. Studierende) oder explizite Bennung (z. B. wissenschaftliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter*innen) alle Geschlechter an.
  • Loben Sie Studnet*innen gleichermaßen für Ihre Leistungen und für Ihre Anstrengungen. Ein „hm“ oder ein „o.k.“ oder ein bloßes nicken signalisiert weniger Anerkennung als die explizite Thematisierung, was Ihnen an der Antwort oder an der Argumentation gut gefallen hat.
  • Geben Sie allen Student*innen bei Beiträgen und Antworten den gleichen Raum; oftmals lässt sich feststellen, dass Frauen von Lehrenden früher und öfter unterbrochen werden und ihnen weniger Redezeit zugestanden wird.
  • Nehmen Sie nicht direkt die erste Person die sich meldet dran; geben Sie eine längere Bedenkzeit, so dass auch schüchternere Studierende oder Studierende, die für die Entscheidung sich zu melden, mehr Bedenkzeit benötigen, eine Chance haben.
  • Ermutigen Sie zu Fragen und der Beteiligung auch und gerade bei möglicherweise falschen Antworten– als wichtige Chance für Lehrende und Studierende, da nur so seitens des Lehrenden gezielt Erklärungen und Unterstützung angeboten werden kann.
Situation Handlungsempfehlung
Sind sowohl Männer als auch Frauen gemeint, kann dies durch die explizite Beidnennung oder die neutrale Pluralbildung kenntlich gemacht werden:
  • Explizite Beidnennung: „die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs“
  • Neutrale Pluralbildung: „die Studierenden“ , „die Lehrperson“, „die Forschenden“
Statt expliziter Nennung und neutraler Pluralbildung kann häufig auch kreativ vereinfacht werden.
  • Statt: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars sind berechtigt, die Software zu nutzen.“ Kreative Umformulierung: „Die Teilnahme am Seminar berechtigt zur Nutzung der Software.“
  • Statt: „Die Absolventen des Studiengangs sind berechtigt…“ Kreative Umformulierung: „Das Absolvieren des Studiengangs
Vermeiden Sie bei der Nutzung von Ausdrücken, Formulierungen und grafischen Darstellungen Stereotype
  • „Sprachliche Formulierungen, die traditionelle Rollenklischees bedienen (bspw. „das starke Geschlecht“), lassen sich vermeiden. Auch bei der Anrede, bei Titeln und Namen kann darauf geachtet werden, kein Geschlecht auf Kosten des anderen zu untergraben. Die Formulierung „Drei Studiendekane waren anwesend“ lässt sich zugunsten der Formulierung „Zwei Studiendekane und eine Studiendekanin waren anwesend“ ersetzen.“ (Didaktik-Tipp zum gendersensiblen Sprachgebrauch der TU Darmstadt, Januar 2015)
Wählen Sie bewusst Beispiele und Grafiken, die kontrastierend zu vorherrschenden Stereotypen sind.
  • „Nennen Sie in der Vorlesung nicht nur den Bauingenieur oder die Erzieherin, sondern reden Sie ruhig einmal von der Bauingenieurin oder dem Erzieher. Ebenso können Sie die Arbeitsgebiete, in denen ein Geschlecht überrepräsentiert ist, durch Beispiele aufmischen, die diesen Trend aufzeigen und infrage stellen. Gerade im Hinblick auf aktuelle Entwicklungen kann das Beispiel der Aufsichtsrätin anstelle des Aufsichtsrats Sensibilität für (wirtschafts-) politische Diskussionen demonstrieren.“ (Didaktik-Tipp zum gendersensiblen Sprachgebrauch der TU Darmstadt, Januar 2015)
  • Wenn Sie Grafiken einsetzen,
    • nutzen Sie die Chance Frauen bzw. Männer bewusst in anderen Rollen darzustellen als es vorherrschende Stereotypen und/oder statistische Verteilungen nahelegen.
    • achten Sie auf eine „gleichwertige Darstellung und Abbildung von Frauen und Männern in der Größe und Mimik sowie die gleichwertige Positionierung und Anordnung im Bild: Frauen nicht in den Hintergrund setzen oder kleiner abbilden als Männer“ (Caren Kunze, S. 13)
    • „Vermeiden Sie von Geschlechterstereotypen im Bild: Männer sollten nicht immer mit Anzug, mit Werkzeug oder Autos und Frauen nicht immer mit Kindern, „tratschend“ mit anderen Frauen oder bei der Hausarbeit abgebildet werden. Auch sind Bilder zu vermeiden, in denen Männer aktiv (erklärend) und Frauen passiv (zuhörend) dargestellt werden.“ (Caren Kunze, S. 13)
Erläutern Sie, warum Ihnen eine Sprache wichtig ist, die sowohl Frauen, wie auch Männer sichtbar macht und verweisen Sie hierzu auf Ressourcen zur geschlechtergerechten Sprache, so dass sich Ihre Studierenden mit den Möglichkeiten gendergerechter Sprache vertraut machen können und sich auch bei der Verfassung schriftlicher Ausarbeitungen hieran orientieren können.
Das Kriterium einer gendergerechten Sprache kann auch als ein Bewertungskriterium von Präsentationen und schriftlichen Ausarbeitungen genutzt werden; in diesem Fall sollte es jedoch den Studierenden explizit transparent gemacht werden und den Studierenden Handreichungen zur Verfügung gestellt werden. Anbei finden Sie eine Auswahl von Handreichungen zum gendergerechten Sprachgebrauch mit Beispielen:

Gendersensitive und diskriminierungsfreie Sprache. (o. D.). Gendersensitive und diskriminierungsfreie Sprache – Staffnet | ETH Zürich. https://ethz.ch/staffnet/de/anstellung-und-arbeit/arbeitsumfeld/diversity/angebote-und-beratung/gendersensitive_diskriminierungsfreie_Sprache.html

Sprachleitfaden und Glossar. (o. D.). Sprachleitfaden und Glossar – Staffnet | ETH Zürich. https://ethz.ch/staffnet/de/service/kommunikation/corporate-design/sprachleitfaden.html

Fisseler, Björn (2014). Barrierefreie Hochschuldidaktik. In Brigitte Berendt. Hans-Peter Voss. Johannes Wildt (Hrsg.), Neues Handbuch Hochschullehre: Lehren und Lernen effizient gestalten.(Nr. 66) Stuttgart: Raabe. (S. 81-106)

Guentherodt, Ingrid; Hellinger, Marlis; Pusch, Luise F. & Trömel-Plötz, Senta (1980) Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs, Linguistische Berichte 69, 15-21, (S. 15)

Didaktik-Tipp zum gendersensiblen Sprachgebrauch der TU Darmstadt. Abgerufen am 29.3.2016 unter
https://www.einfachlehren.tu-darmstadt.de/media/hda/zz_hda_medienarchiv/pdf_4/didaktik_tipps_1/2015-01-06_Gendersensibler_Sprachgebrauch.pdf (wird in neuem Tab geöffnet)

ETH Zürich (2011). Die zwölf Sprachregeln der ETH Zürich. Verwenden Sie die geschlechtergerechte Sprache stilsicher.

Freie Universität Berlin. Geschlechtergerecht in Sprache und Bild. Ein Leitfaden. Abgerufen am 29.3.2016 unter: http://www.geschkult.fu-berlin.de/service/frauenbeauftragte/ressourcen/leitfaden_gendergerechte_sprache-1.pdf (wird in neuem Tab geöffnet)

Becker, Julia C. (2014). Subtile Erscheinungsformen von Sexismus. Abgerufen am 30.3.2016 unter http://www.bpb.de/apuz/178674/subtile-erscheinungsformen-von-sexismus?p=all

Swim, Janet K. & Hyers, Laurie L. (2009). Sexism, in: Todd D. Nelson (Hrsg.), Handbook of Prejudice, Stereotyping, and Discrimination. Psychology Press: New York. (407-430)

Klein, Uta & Struve, Melany (2009). Qualität der Lehre und Inklusion Studierende mit Behinderung und chronischen Erkrankungen. Eine Handreichung für Lehrende an der Fachhochschule KielAbgerufen am 29.3.2016 unter https://www.fh-kiel.de/fileadmin/Data/fachhochschule/Barrierefreiheit/Handreichung.pdf (wird in neuem Tab geöffnet)