Wie können Dozierende selbstreguliertes Lernen fördern?
Aus dem beschriebenen Phasenmodell lässt sich eine Vielzahl von Möglichkeiten ableiten, mit deren Hilfe Sie Ihre Studierenden in der Entwicklung von Selbstregulationskompetenzen unterstützen können. Einige der folgenden Maßnahmen können in nahezu jeder Veranstaltungsform und Gruppengröße umgesetzt werden, andere bieten sich insbesondere im Rahmen von Seminaren und Projekten mit kleineren Gruppen an.
Gestaltung von Lehrveranstaltungen
Im Rahmen von Lehrveranstaltungen steht Ihnen zum einen die Möglichkeit offen, durch eine entsprechende inhaltliche und methodische Gestaltung Ihrer Veranstaltung das selbstregulierte Lernen Ihrer Studierenden zu fördern. Darüber hinaus ist es zusätzlich wichtig, dass Sie selbst eine Vorbildfunktion einnehmen, um es Ihren Studierenden zu ermöglichen am Modell zu lernen:
Zielsetzung fördern
- Machen Sie zu Beginn der Lehrveranstaltung oder Themeneinheit die jeweiligen Lernziele transparent.
- Lassen Sie die Studierenden zu Beginn der Veranstaltung ihre Erwartungen an die Lehrveranstaltung und ihre persönlichen Lernziele formulieren.
- Regen Sie bei der Vergabe von Referaten die Studierenden dazu an, zunächst Lernziele für die zu gestaltende Sitzung aufzustellen, auf deren Grundlage die Planung der einzelnen Stundensequenzen sowie deren methodische Gestaltung aufbauen.
Planung unterstützen
- Geben Sie den Studierenden einen Überblick über den Verlauf der Veranstaltung sowie die Inhalte und Maßnahmen, mit deren Hilfe die zuvor kommunizierten Ziele erreicht werden sollen. Alternativ können Sie auch gemeinsam mit Ihren Studierenden überlegen, wie die Lernziele am effektivsten erreicht werden können.
- Unterstützen Sie die Studierenden bei der Planung ihrer individuellen Lernaktivitäten, indem Sie z.B. Teilziele vorgeben, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreicht werden müssen.
- Fordern Sie bei Referaten die frühzeitige Abgabe schriftlicher Stundenverlaufspläne ein und besprechen Sie diese mit den Studierenden. Weisen Sie bei Ihrer Rückmeldung insbesondere auf die Einplanung ausreichender Pufferzeiten hin.
- Schaffen Sie Situationen, in denen die Studierenden relativ eigenständig über einen längeren Zeitraum eine gemeinsame Aufgabe bearbeiten müssen, z.B. im Rahmen von Projekten. Hiermit ermöglichen Sie es den Studierenden u.a., ihre planerischen Kompetenzen unter Beweis stellen, indem sie ihre Lernaktivitäten selbst planen, ihre Planung im Verlauf des Projekts immer wieder reflektieren und ggf. anpassen.
(Selbst-)Motivation fördern
- Wecken Sie das Interesse der Studierenden für neue Lerninhalte, indem Sie sie dazu anregen, Bezüge zu bereits vorhandenem Wissen herzustellen. Dabei können sich die Lernenden z.B. folgende Fragen stellen: Was weiß ich schon über das Thema? Wie passt das neue Wissen zu dem, was ich schon wusste? Habe ich bereits Wissen über ähnliche Sachverhalte?
- Stellen Sie die Relevanz der Lerninhalte heraus, indem Sie anhand von Praxisbeispielen gemeinsam mit den Studierenden konkrete Anwendungsmöglichkeiten erschließen oder diese in Bezug zur angestrebten beruflichen Tätigkeit setzen.
- Schaffen Sie Erfolgserlebnisse, indem Sie den Lernfortschritt der Studierenden regelmäßig visualisieren, z.B. durch den Abgleich der bisher erarbeiteten Inhalte mit den zuvor formulierten Lernzielen.
- Verhindern Sie Über- oder Unterforderung, indem Sie die Angemessenheit des Stoffumfangs, des Lehrtempos, der Schwierigkeit von Übungsaufgaben etc. gewährleisten.
Lernumgebung gestalten
- Schaffen Sie in Ihren Lehrveranstaltungen eine optimale Lernumgebung für sich und die Studierenden, indem Sie für ein gutes Raumklima, günstige Lichtverhältnisse, Störungsfreiheit, und eine geeignete Sitzordnung sorgen.
- Ermöglichen Sie es den Studierenden in Einzel- und Gruppenarbeitsphasen, ihre Lernumgebung für die jeweilige Aufgabe zu optimieren, z.B. durch die freie Wahl eines geeigneten Arbeitsplatzes oder die Nutzung mitgebrachter digitaler Medien.
Lernstrategien einsetzen
- Verfolgen Sie bei der methodischen Gestaltung Ihrer Lehrveranstaltungen das Ziel, die Studierenden zu einer möglichst intensiven Auseinandersetzung mit dem Lernstoff anzuregen. Hier eignen sich insbesondere folgende Lernstrategien:
Lernstoff organisieren: Lassen Sie die Studierenden die verschiedenen Lerninhalte für sich selbst individuell nachvollziehbar ordnen und strukturieren, z.B. durch die Anfertigung von Zusammenfassungen, Gliederungen oder Tabellen, die Nutzung von Schaubildern und Diagramme, das Unterstreichen in Texten und Mitschriften oder das Erstellen eines Glossars.
Zusammenhänge herstellen: Regen Sie die Studierenden dazu an, neue Lerninhalte mit bereits vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Dies kann geschehen, indem Beziehungen zu bereits Bekanntem hergestellt, Beispiele überlegt oder eigene Erfahrungen mit dem jeweiligen Sachverhalt besprochen und reflektiert werden. Weiterhin ist es hilfreich, praktische Anwendungsmöglichkeiten zu überlegen und Beziehungen zu den Inhalten anderer Fächer herzustellen.
Kritisch prüfen: Geben Sie den Studierenden die Gelegenheit, die vermittelten Inhalte kritisch zu hinterfragen. Mögliche Fragen, mit denen Sie die Lernenden in der kritischen Reflexion unterstützen können, sind z.B.: Ist der Stoff / Text überzeugend? Sind die Aussagen ausreichend belegt? Welche Widersprüche finden sich in dem Lerninhalt?
Wiederholen: Lassen Sie die Studierenden den bereits erarbeiteten Lernstoff in regelmäßigen Abständen wiederholen. Besonders sinnvoll ist es, grundlegende Inhalte wie Schlüsselbegriffe, Regeln, Fachbegriffe oder Formeln ausreichend zu wiederholen, um hierauf aufbauende komplexere Sachverhalte erarbeiten zu können.
Literatur nutzen: Stellen Sie den Studierenden weiterführende Literatur zur Verfügung, mit deren Hilfe diese für sie besonders interessante Aspekte eigenständig vertiefen oder noch unverstandene Inhalte weiterbearbeiten können.
In Gruppen lernen: Integrieren Sie Gruppenarbeitsphasen in Ihre Lehrveranstaltung und geben Sie den Lernenden in diesem Rahmen die Möglichkeit, den Lernstoff zu diskutieren, Verständnisfragen zu klären und sich gegenseitig abzufragen.
Monitoringaktivitäten fördern
- Regen Sie die Studierenden immer wieder zur Reflexion des eigenen Lernfortschritts an, z.B. durch den regelmäßigen Rückbezug auf die zuvor formulierten Lernziele.
- Lassen Sie die Studierenden im Verlauf einer Vorlesungs- oder Seminarsitzung immer wieder überprüfen, ob sie noch konzentriert bei der Sache sind. Sollte dies nicht der Fall sein, gehen Sie gemeinsam den Ursachen auf den Grund, z.B. durch die Fragen: Was lenkt Sie ab? Gibt es Störfaktoren, die beseitigt werden können? Liegt es an der Motivation? Brauchen wir eine Pause?
Aufmerksamkeitsregulation unterstützen
- Legen Sie regelmäßige Pausen ein, um Aufmerksamkeitstiefs Ihrer Studierenden entgegenzuwirken.
- Regen Sie die Studierenden in den Pausen dazu an, durch kurze Konzentrationsübungen ihren Fokus gedanklich und körperlich wieder auf den Lernstoff zu lenken. Hier können schon sehr einfache Maßnahmen zu einer deutlichen Steigerung der Aufmerksamkeit beitragen, wie z.B. die Augen zu schließen, dabei tief durchzuatmen und innerlich bis zehn zu zählen, oder bewusst aus dem Fenster zu schauen, um die Augen zu entspannen, sich zu strecken und die verspannten Schultern lockern etc.
Günstige Attributionsstile fördern
- Vermitteln Sie Ihren Studierenden das Gefühl, dass sie den Lernstoff durch die aktive Teilnahme an der Veranstaltung und eine regelmäßige Vor- und Nachbereitung bewältigen können. Hierbei sollten Sie natürlich sicherstellen, dass der Umfang des zu erarbeitenden Lernstoffs hinsichtlich der Voraussetzungen der Studierenden und der zur Verfügung stehenden Zeit auch angemessen ist.
- Stellen Sie anspruchsvolle, aber auf Grundlage des bereits erarbeiteten Lernstoffs lösbare Aufgaben, um den Studierenden das Gefühl zu vermitteln, aufgrund eigener Anstrengungen den gewünschten Erfolg erreichen zu können.
- Pflegen Sie einen konstruktiven Umgang mit Misserfolgen, d.h. besprechen Sie diese mit Ihren Studierenden intensiv nach und zeigen Sie Möglichkeiten auf, wie die Lernenden selbst einen positiven Einfluss auf ihre weiteren Leistungen nehmen können, wie z.B. durch die Nutzung von Unterstützungsangeboten, den Einsatz bestimmter Lernstrategien oder die Erhöhung der investierten Lernzeit.
Individuelle Bezugsnorm anwenden
- Honorieren Sie individuelle Lernfortschritte, indem Sie in Feedbacksituationen Leistungen der Studierenden mit ihren eigenen früheren Leistungen vergleichen, z.B. bei der Nachbesprechung von Übungsaufgaben oder Referaten.
- Zeigen Sie sowohl leistungsschwächeren als auch besonders leistungsstarken Studierenden ihre individuellen Fortschritte auf und geben Sie Hinweise, wie die einzelnen Personen ihre Leistungen weiter steigern können.
Zur Reflexion anregen
- Überlegen Sie am Ende einer Veranstaltung oder Themeneinheit gemeinsam mit den Studierenden, ob die zuvor formulierten Lernziele erreicht wurden und ob sich das methodische Vorgehen als geeignet erwiesen hat.
- Besprechen Sie mit den Studierenden am Ende jeder Einheit, was diesen bei der Erarbeitung des Lernstoffs besonders geholfen hat, wo sie noch Verbesserungspotenzial sehen und welche Erkenntnisse und Vorsätze in die nächste Einheit einfließen sollten.
- Regen Sie die Studierenden auch dazu an, ihren individuellen Lernprozess sowie ihre selbstständigen Lernaktivitäten zu reflektieren.
- Geben Sie den Studierenden regelmäßig Feedback zu ihrem Lernfortschritt und ihren Leistungen.
Einsatz von Lerntagebüchern
Der Einsatz von Lerntagebüchern hat sich besonders in den letzten Jahren im akademischen Kontext immer weiter etabliert, da diese zur Selbstbeobachtung (Monitoring), Dokumentation und Reflexion von Lernprozessen anleiten und somit insbesondere zur Förderung des selbstregulierten Lernens beitragen (z.B. Schmitz und Perels, 2011).
Im universitären Kontext eignen sich Lerntagebücher insbesondere zur Begleitung von Lehrveranstaltungen, da diese die Studierenden darin unterstützen, die Lerninhalte regelmäßig, kontinuierlich und strukturiert vor- und nachzubereiten, sich selbst immer wieder zu disziplinieren und zu motivieren. Dies erweist sich als besonders bedeutsam für unregelmäßige Lerner oder bei Tätigkeiten, die ein konsequentes Arbeiten an längerfristigen Zielen erfordern. Durch die regelmäßige Verschriftlichung der eigenen Erkenntnisse und Gedanken zum erarbeiteten Lernstoff werden Lernende darüber hinaus in der vertieften Verarbeitung und Vernetzung der Lerninhalte unterstützt. Schließlich ermöglicht das Führen eines Lerntagebuchs es den Studierenden, die eigene Lerngeschichte in der Rückschau im Zusammenhang mit dem Besuch der jeweiligen Lehrveranstaltung zu rekonstruieren und zu bilanzieren.
Lerntagebücher können sehr unterschiedlich gestaltet werden, von Checklisten zum Abhaken über Aussagen zum Ankreuzen bis hin zu offenen Fragen. Um intensive Reflexionsaktivitäten der Lernenden anzuregen, eignen sich jedoch insbesondere offene Fragen, da diese am meisten Spielraum für eigene Gedanken und Schlussfolgerungen zulassen.
Mögliche offene Fragen zum Lernprozess, die der Lernende vor dem Lernen für sich beantworten sollte, könnten z.B. sein:
- Welches Ziel, setze ich mir für den anstehenden Lernprozess? Woran erkenne ich später, dass ich das Ziel erreicht habe?
- Wie kann ich dieses Ziel am effektivsten erreichen? Welche Lernstrategien und -methoden möchte ich einsetzen? Welche Teilziele kann ich definieren? Wie viel Zeit plane ich ein? Wann mache ich eine Pause?
- Wie wichtig ist es mir, das gesetzte Lernziel zu erreichen? Was weiß ich schon über das Thema? Welche Aspekte könnten besonders interessant oder nützlich sein?
- Habe ich alle benötigten Lernmaterialien zur Hand? Habe ich für Störungsfreiheit gesorgt?
Mögliche Fragen, die sich auf die Reflexion nach Beendigung des Lernprozesses beziehen, könnten z.B. sein:
- Habe ich mein Lernziel erreicht bzw. welche Teilziele konnte ich erreichen? Bin ich mit meinem Lernergebnis zufrieden?
- Hat sich meine Planung des Lernprozesses (Methoden, Zeit etc.) als geeignet erwiesen?
- Ist es mir gelungen, mich auf den Lernstoff zu konzentrieren? Wenn nein, woran hat dies gelegen? Ist es mir gelungen, Motivationstiefs zu überwinden? Wenn ja, wie?
- Welche Strategien haben sich beim Lernen als besonders hilfreich erwiesen, welche nicht?
- Konnte ich alle Aufgaben korrekt lösen? Welche Fehler habe ich ggf. gemacht? Worauf führe ich meinen Erfolg / Misserfolg zurück? Was ist mir schon besser gelungen als beim letzten Mal?
- Was möchte ich beim nächsten Mal wieder genauso oder ganz anders machen? Welches alternative Vorgehen hätte sich als geeigneter erweisen können?
Weitere mögliche Fragen eines Lerntagebuchs, die die Lernenden zusätzlich bei der Reflexion der Lerninhalte unterstützen können, sind z.B.:
- Welche der neuen Inhalte beherrsche ich schon gut, welche eher weniger?
- Wie kann ich das Gelernte noch einmal in wenigen Sätzen auf den Punkt bringen?
- Welche Aspekte finde ich interessant, nützlich, überzeugend und welche nicht – und warum?
- Welche Fragen sind noch offen, was ist mir noch unklar?
- Welche Aspekte lassen sich in der Praxis umsetzen und wie könnte dies aussehen?
- Finde ich Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung, die das Gelernte bestätigen oder ihm widersprechen?
- Wo sehe ich Bezüge zu den Inhalten anderer Seminarsitzungen, Lehrveranstaltungen oder Disziplinen?
- Inwiefern bringt mich das Gelernte der erfolgreichen Ausübung meiner angestrebten beruflichen Tätigkeit näher?
Auf Grundlage dieser und ähnlicher Fragen können Sie speziell auf Ihre Lehrveranstaltungen abgestimmte Lerntagebücher erstellen und diese Ihren Studierenden zur Verfügung stellen. Alternativ können Sie die Studierenden auch dazu anleiten, sich selbst ein persönliches Lerntagebuch zu erstellen. Der Vorteil hierbei ist, dass ein selbst gestaltetes Lerntagebuch auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten werden kann, was den wahrgenommenen Nutzen und die Wahrscheinlichkeit der regelmäßigen Bearbeitung erhöht.
Welche bestehenden Angebote können Dozierende nutzen?
Dozierende können wie oben beschrieben die Rahmenbedingungen ihrer Lehrveranstaltungen so gestalten, dass selbstreguliertes Lernen ermöglicht und auch gefördert wird. Meist fehlen jedoch die Zeit und vielleicht auch das Fachwissen, um das selbstregulierte Lernen explizit in der Lehrveranstaltung zu thematisieren und den theoretischen Hintergrund zu erläutern.
An der TU Darmstadt existiert zu diesem Zweck ein web-basiertes Trainingsmodul, das für alle Studierenden und Dozierende auf dem Moodle-Server der TU Darmstadt frei verfügbar ist.
Dieses Online-Selbstregulationstraining besteht aus drei interaktiven Lektionen, in denen die Strategien des selbstregulierten Lernens erklärt und eingeübt werden. Dabei kommen Videos, Präsentationen, Übungen, Spiele und Gruppendiskussionen zum Einsatz. Das Training kann örtlich und zeitlich flexibel besucht werden.
Beispiel aus der Praxis
Im Folgenden soll anhand eines Beispiels aus der universitären Lehre an der TU Darmstadt der Einsatz von individuellem Feedback und Lerntagebüchern zur Förderung des selbstregulierten Lernens der Studierenden veranschaulicht werden. Das Seminar „Pädagogische Beratung“ ist Bestandteil eines Psychologiemoduls im Studiengang Lehramt an Gymnasien. Die Veranstaltung dient dazu, die angehenden Lehrkräfte auf ihre zukünftigen Aufgaben hinsichtlich der Beratung von Eltern vorzubereiten, wobei neben dem Erwerb theoretischen Wissen insbesondere praktische Beratungskompetenzen erlernt werden.
Feedback: In der ersten Sitzung des Seminars bearbeiten die Studierenden ein schriftliches Fallbeispiel einer Beratungssituation mit anschließenden offenen Fragen zur Erfassung ihrer aktuellen Beratungskompetenzen. Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse erhalten sie in der darauffolgenden Woche ein ausführliches schriftliches Feedback bezüglich ihres aktuellen Kompetenzniveaus – differenziert nach den im Rahmen der Elternberatung notwendigen Teilkompetenzen (Gerich, 2016), die im Seminar vermittelt werden. Hierdurch wird für die Lernenden ersichtlich, in welchen Teilbereichen Sie bereits über Wissen bzw. Kompetenzen verfügen und welche der Seminarinhalte für sie persönlich besonders relevant sein werden (Motivation fördern). Darüber hinaus erhalten sie konkrete Hinweise zur gezielten Verbesserung in ihren persönlichen Entwicklungsbereichen. Dies dient den Lernenden zum einen bei der Planung ihres individuellen Lernprozesses (Planung unterstützen) und vermittelt ihnen zum anderen das Gefühl, die Lernziele des Seminars durch eigenes Engagement erreichen zu können (Förderung eines günstigen Attributionsstils).
Lerntagebuch: Zur Unterstützung der langfristigen und kontinuierlichen Umsetzung des Feedbacks und der Reflexion des eigenen Lernfortschritts bearbeiten die Studierenden in wöchentlichen Abständen ein Lerntagebuch über den gesamten Seminarzeitraum. Dabei formulieren sie in der ersten Woche auf Grundlage des Feedbacks ihre persönlichen Lernziele für das Seminar (Zielsetzung fördern) sowie die für sie besonders wichtigen Inhalte (Planung unterstützen). In den folgenden Wochen werden die Lernenden durch verschiedene offene und geschlossene Fragen zur Wiederholung und Reflexion der Seminarinhalte sowie der Beobachtung und Dokumentation ihres eigenen Lernfortschritts und ihrer Motivation angeregt (Monitoringaktivitäten fördern).
Feedback: Am Ende des Semesters erhalten die Studierenden ein zweites Feedback auf Grundlage der erneuten Bearbeitung des Fallbeispiels. Sie erhalten wieder eine detaillierte Rückmeldung bezüglich ihres aktuellen Kompetenzprofils, welches mit ihren Testergebnissen zu Beginn des Seminars in Beziehung gesetzt wird (Anwendung der individuellen Bezugsnorm). Dies ermöglicht es den Studierenden, ihren individuellen Entwicklungsprozess in der Rückschau zu bilanzieren und die Ergebnisse ihrer investierten Zeit und Anstrengung zu erkennen (Motivation durch Erfolgserlebnisse, Förderung eines günstigen Attributionsstils). Schließlich erhalten die Studierenden erneut Hinweise zu ihren noch bestehenden Entwicklungspotenzialen und konkrete Hinweise zur Verbesserung der entsprechenden Teilkompetenzen, um sie in ihrem weiteren Lernprozess – auch über den Besuch des Seminars hinaus – zu unterstützen.
Nähere Informationen zum Seminar und den beschriebenen Maßnahmen können bei Gerich et al. (2016) nachgelesen werden.
Quellen
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Gerich, M. (2016). Teachers’ Counseling Competence in Parent-Teacher Talks. Modeling, Intervention, Behavior-Based Assessment. Heidelberg: Springer.
Gerich, M., Trittel, M., & Schmitz, B. (2016). Improving prospective teachers’ counseling competence in parent-teacher talks. Effects of training and feedback. Journal of Educational and Psychological Consultation. DOI: 10.1080/10474412.2016.1220862.
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Schmitz, B., & Perels, F. (2011). Self-monitoring of self-regulation during math homework behaviour using standardized diaries. Metacognition and Learning, 6(3), 255–273. http://doi.org/10.1007/s11409-011-9076-6
Schmitz, B., & Wiese, B. S. (2006). New perspectives for the evaluation of training sessions in self-regulated learning: Time-series analyses of diary data. Contemporary Educational Psychology, 31(1), 64–96. http://doi.org/10.1016/j.cedpsych.2005.02.002
Zimmerman, B. J., & Schunk, D. H. (2011). Handbook of self-regulation of learning and performance. New York, NY; London: Routledge: Taylor & Francis Group.