Aufbau einer Aufgabendatenbank zu Prüfungen und gemeinsames Wissensmanagements

Über den unmittelbaren Nutzen der Leistungsbewertung sowie der vielfältigen Möglichkeiten der Evaluation hinaus kann es für Sie als Hochschullehrende insbesondere gewinnbringend sein, Prüfungen unter dem Aspekt des kollegialen Wissensmanagements zu betrachten. Bereits in anderen Beiträgen ist angeklungen, dass gezielte Fremdeinschätzungen die Qualität von Aufgaben und der Gesamtprüfung erheblich verbessern, indem sie die eigenen Einschätzungen intersubjektiv – das heißt, unter Hinzunahme mehrerer Perspektiven – bestätigen oder hinterfragen können. Aber nicht nur zur Absicherung ist der zweite und dritte Blick sinnvoll: auch können Sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen systematisch an Prüfungen arbeiten, sich gegenseitig bei der Ideenfindung für Aufgaben und deren Qualitätssicherung unterstützen und – wenn passend – bestimmte Aufgabentypen austauschen. Es lohnt sich, die Möglichkeiten zur Anlage einer Aufgabendatenbank auszuloten.

Eine Aufgabendatenbank dient dem Archivieren von Aufgaben und ihrer Klassifizierung anhand festgelegter Kriterien. Erstens erleichtern Sie sich selbst erheblich die Vorbereitung und Durchführung zukünftiger Prüfungen. Zweitens bietet Ihnen die Klassifikation die Möglichkeiten, Aufgaben schnell und effizient miteinander zu vergleichen: Welche Anforderungen stellen bestimmte Aufgaben? Wie schwierig sind die Aufgaben einzuschätzen? Drittens können Sie Aufgabendatenbanken aber auch als geteilte Projekte angehen, also auch Kolleginnen und Kollegen den Zugriff und die Ablage ermöglichen und sich somit einen gemeinsamen Erfahrungspool aufbauen. Bei entsprechender Eignung können so bestimmte Aufgaben (bzw. Aufgabentypen, insofern die Inhalte natürlich variiert werden sollten) auch in den Prüfungen Ihrer Kolleginnen und Kollegen Anwendung finden und umgekehrt. Besonders sinnvoll ist eine geteilte Aufgabendatenbank auch, um sich Anregungen für Aufgabenstellungen zu holen und die eigenen Erfahrungen mit bestimmten Aufgaben systematisch zu teilen.

Eine Bedingung für den Aufbau eines gemeinsamen Aufgabenpools ist es, dass alle Beteiligten ihre Aufgaben nach denselben Standards erstellen, evaluieren und klassifizieren. Sollten Sie also eine Aufgabendatenbank als kollegiales Projekt anstreben, so sollten Sie also besonderen Wert auf die Vereinbarung gemeinsamer Standards legen (zum Beispiel auf Grundlage der in den hier gesammelten Beiträgen vorgestellten Vorgehensweise bei der Konzeption einer Prüfung). Ein entsprechender Server/ein Laufwerk, auf den/das alle Beteiligten Zugriff haben, sollte dabei die passende Infrastruktur bereitstellen. Im besten Fall nutzen Sie für die Ablage der Aufgaben Dokumente, die von allen Berechtigten dynamisch bearbeitet werden können. Das muss keine professionelle Datenbank sein. Informieren Sie sich, welche Möglichkeiten eines gemeinsamen Wissensmanagements an Ihrer Hochschule zur Verfügung stehen. Eine weitere Bedingung ist, dass sie sich gegenseitig die notwendige Zeit zum Aufbau und zur Pflege der Aufgabendaten einräumen. Eine zu rasche Wiederholung bestimmter Aufgaben mit nur geringen Variationen könnte nämlich zu einem unerwünschten Einlernen dieser Aufgaben bei Ihren Studierenden führen. Der Nutzen einer Aufgabendatenbank erhöht sich in der Regel sukzessive mit der abgelegten Datenmenge, ist also eine mittel- bis langfristige Investition in eine professionelle Prüfungskultur.

An dieser Stelle finden Sie ein beispielhaftes Vorgehen für den Aufbau eines einfachen Wissensmanagements für Prüfungsaufgaben.

Schritt 1: Stellen Sie Ihr Vorhaben Kolleginnen und Kollegen vor und vereinbaren Sie gemeinsame Ziele und Standards

Wichtig ist ein gemeinsames Qualitätsverständnis, das sich in klar definierbaren Qualitätskriterien abbildet (welchen Standard muss eine Aufgabe erfüllen, um in den Aufgabenpool aufgenommen zu werden; welche Qualitätsziele verfolgen Sie gemeinsam). Definieren Sie dabei auch gemeinsam wichtige Prozesse, etwa: Welche Rücksprachen sind bei der Weiterverwendung von Aufgaben bzw. Aufgabenideen zu halten? Möchten Sie die Aufgabenbank z. B. nur zur Generierung von vertiefenden Gesprächsanlässen nutzen oder sollten die Beteiligten auch ohne vorherige Rücksprache Aufgaben weiterverwenden können?

Schritt 2: Bitten Sie Ihren IT-Support um die Bereitstellung eines Ordners auf einem entsprechend gesicherten Laufwerk mit Freigabe für alle am Projekt beteiligte Personen.

Schritt 3: Erstellen Sie eine Excel-Vorlage für die Dokumentation von Prüfungsaufgaben.

Dabei können Sie einzelnen Datenblätter eine bestimmte Ordnungsfunktion zuweisen (zum Beispiel „Ein Datenblatt für eine bestimmte Anforderungsdimension/eine bestimmte Veranstaltung/ein bestimmtes Modul“). Überlegen Sie hierbei insbesondere auch, ob Sie die gesamte Struktur in einem gemeinsamen Dokument abbilden oder ob Sie einen Teil der Struktur als Ordnerstruktur auf dem Laufwerk anlegen möchten.

Gestalten Sie die Datentabelle selbst entlang der gemeinsam vereinbarten Kriterien für die Klassifikation der Aufgaben.

Sehen Sie dabei eine Spalte für einen Aufgabencode (zur besseren Identifizierung, z. B. bestehend aus Dozierendenkürzel + Veranstaltungsnummer + Aufgabennummer) vor. Ergänzen Sie Spalten für didaktische Kommentare (was hat sich der Ersteller/die Erstellerin der Aufgabe überlegt?), Ergebnisse logischer Aufgabenanalysen, den Verwendungskontext der Aufgabe (z. B. durchschnittliche Anzahl Prüfungsfälle, Veranstaltungsformat), Ergebnisse aus der empirischen Aufgabenanalyse (z. B. Schwierigkeit, Minimum und Maximum, Trennschärfe etc.) sowie angedachte Veränderung und eventuell beobachtete Problemstellungen (ist die Aufgabe z. B. in dieser Form verwendbar, inwieweit besteht Optimierungsbedarf?). Stützen Sie sich hierbei ganz auf die gemeinsam vereinbarten Qualitätskriterien. Ebenso ist es sinnvoll, eine weitere Spalte für externe Verlinkungen anzulegen, sodass zum Beispiel direkt aus dem Dokument auf die jeweiligen Aufgaben zugegriffen werden kann, die sie in einem anderen Ordner sammeln.

Schritt 5: Hinterlegen Sie die Vorlagen entsprechend der angedachten Ordnungsstruktur in einzelnen Ordnern auf dem Laufwerk.

Insofern Sie sich für eine personalisierte Ordnerstruktur entscheiden (z. B. für jede/n Beteiligte(n) einen eigenen Ordner und ein eigenes Dokument), erstellen Sie persönliche Ordner und weisen Sie jedem Beteiligten ein Dokument zu. Sollten Sie sich für ein zentrales Dokument entscheiden, benötigen Sie entsprechend natürlich auch nur ein Excel-Sheet (analog zu einer professionellen Datenbank).

Schritt 6: Geben Sie den Startschuss und dokumentieren Sie sukzessive bereits vorhandene oder neu erstellte Aufgaben.

Insbesondere dann, wenn Sie auf einen entsprechenden Erfahrungsschatz zurückgreifen können und bereits viele Prüfungen durchgeführt haben, kann Ihnen bereits die Dokumentation ihres bestehenden Materials neue Perspektiven eröffnen. Insofern ist dieser Schritt auch unabhängig von einem systematischen Wissensmanagement sinnvoll, um sich einen Überblick über den Ist-Stand Ihrer Prüfungen und Aufgaben zu schaffen.

Schritt 7: Pflegen Sie einen regelmäßigen Austausch und thematisieren Sie Erfolge, Herausforderungen und Problemstellungen.

Dahingehend ist es sinnvoll, sich bei der Pflege der Aufgabenbank auch auftauchende Herausforderungen und Probleme zu dokumentieren, die sich bei der Klassifikation stellen. Auf Grundlage dieser Dokumentation können Sie eine gemeinsame Qualitätssicherung ihres Projekts, zum Beispiel in Form eines regelmäßigen Austauschs, realisieren. Seien Sie auch flexibel genug, die Klassifikationsstruktur gegebenenfalls anzupassen und weiterzuentwickeln.