Humor in der Lehre
31.01.24
Humor verbessert Lernmotivation und -atmosphäre, reduziert Stress und macht Lehre interessanter, wenn er respektvoll eingesetzt wird.
„Ich liebe diesen Humor in seiner Vorlesung, es lohnt sich schon allein deshalb hinzugehen.“ Sätze wie diese kann man öfter von Studierenden hören, die sich über Lehrveranstaltungen unterhalten. Offensichtlich mögen Studierende Spaß und Lachen in Lehrveranstaltungen. Aber lenkt Humor nicht eher ab?
Studierende zum Lachen oder Schmunzeln zu bringen, kann mehrere wichtige Funktionen für Lernen und Motivation haben:
- Humor verbessert die Arbeitsatmosphäre in Lehrveranstaltungen, sofern er positiv, also nicht abwertend ist. Eine gute Arbeitsatmosphäre erleichtert wiederum das Lernen (Banas, Dunbar, Rodriguez, & Liu, 2011; Gorham & Christophel, 2008).
- Durch Lachen wird Anspannung reduziert (Gorham & Christophel, 2008); Studierende werden dadurch aufnahmefähiger und kreativer.
- Eine Lehrveranstaltung wird durch Einsatz von Humor interessanter, daher besuchen Studierende diese Lehrveranstaltungen mehr (Wanzer, 2002).
- Die Anstrengungsbereitschaft Studierender für Aufgaben, die die Lehrperson stellt, kann steigen, wenn sie die Lehrperson aufgrund ihrer humorvoller Art mögen (Wanzer, 2002).
- Humor ist anregend für Studierende, sodass die Aufmerksamkeit geweckt wird (Wanzer, 2002). Neue Informationen können besser behalten werden, sofern die humorvolle Kommunikation sich auf den Stoff bezogen hat (Banas et al, 2011; Gorham & Christophel, 2008).
Weiterhin zeigen sich in Lehrveranstaltungen bessere Evaluationsergebnisse, wenn Lehrende Humor einsetzen (Bryant, Comisky, Crane & Zillmann, 1980) – außer es handelt sich um Humortypen wie Sarkasmus und abwertenden, aggressiven Humor (Banas et al., 2011). Darüber hinaus nimmt die Sympathie für die Lehrenden zu (Banas et al., 2011), da angemessener Humor die psychologische Distanz zwischen Lehrenden und Studierenden reduziert.
In Prüfungssituationen sollten Lehrende Humor nur unter Vorsicht einsetzen. Zwar können humorvolle Bemerkungen unter Umständen helfen, die Anspannung oder Prüfungsangst zu reduzieren. Jedoch ist die Bereitschaft der Studierenden zur Heiterkeit niedrig und ihre Ernsthaftigkeit hoch ausgeprägt, es fehlt also die richtige Stimmung. Daher fällt es ihnen schwer, Bemerkungen oder Verhaltensweisen humorvoll aufzunehmen: der sogenannte Humorrahmen ist nicht gegeben (Ruch & Zweyer, 2001). Humor von Seiten der Prüfenden kann dann leicht zu Verunsicherung, Irritation oder Stress führen. Studierende, die generell eine hohe Ängstlichkeit haben, ausgelacht zu werden, werden selbst wohlgemeinten Humor negativ interpretieren (Ruch, Hofmann, Platt & Proyer, 2014).
Um Humor in der Lehre förderlich einsetzen zu können, ist es daher wichtig zu wissen, welche Art von Humor günstig und welche Art ungünstig wirkt.
Humor ist die Fähigkeit
- für andere amüsant oder komisch zu sein, bzw. sie zum Lachen zu bringen (Lovorn & Holaway, 2015)
- auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren (Dudenredaktion, o. J.).
Do und Don‘t – Empfehlungen für humorvolle Kommunikation in Lehrveranstaltungen
Die Liste wurde auf Grundlage von Wanzer (2002) und Banas et al. (2011) erstellt:
Do
- Seien Sie authentisch humorvoll. Versuchen Sie Humor einzusetzen, der Ihnen wirklich entspricht.
- Stimmen Sie sich auf die Gruppe ein. Was als lustig empfunden wird, hängt sehr von Generation, Gender oder kulturellem Hintergrund ab.
- Humor, der einen Bezug zum Stoff hat, ist besonders wirksam für das Lernen der Studierenden, da das Erinnern dieses Stoffes in Zusammenhang mit dem Humor leichter ist. Versuchen Sie nach dem Lachen das zu Lernende noch einmal in eigenen Worten zu umschreiben, damit es sicher ins Gedächtnis eingespeichert wird. Humor, der nicht auf den Stoff bezogen ist, kann eine Eisbrecherfunktion haben, Aufmerksamkeit wieder wecken und eine positive Atmosphäre schaffen, aber auch vom Stoff ablenken. Lehrende müssen hier bewusst die Aufmerksamkeit zum Stoff zurückführen, bevor sie weitermachen.
- Selbstironie kann witzig für Studierende sein und die Lehrperson menschlich erscheinen lassen. Seien Sie jedoch vorsichtig, dass Sie nicht die eigene Glaubwürdigkeit damit untergraben – daher nur einsetzen, wenn man sich sicher ist, als ausreichend kompetent wahrgenommen zu werden. Ein Lehrender der Psychologie erzählt eine selbstironische Anekdote aus seinem Leben als Studierender. Schauen Sie hier : Humor in der Lehre: Anekdote
- Wenn Sie selbst nicht zu den Menschen gehören, die von Natur aus oder spontan humorvoll sind, greifen sie auf Videos, Cartoons, Links oder Hörbeispiele zurück, wenn Sie Humor einbringen wollen.
- Wenn Sie sich generell nicht in der Lage sehen, Humor einzusetzen, nutzen Sie andere Formen, um direkten Kontakt zu den Studierenden herzustellen, z. B. Lächeln, Lachen, stimmliche Varianz, lebendige Körpersprache. Denn dieses Verhalten kann noch wirksamer für den Lernerfolg von Studierenden sein als Humor.
Don’t
- Machen Sie keine Witze auf Kosten Studierender, schon gar nicht anwesender einzelner Studierender – stellen Sie niemanden bloß!
Es kann zwar sein, dass Studierende über diese Witze lachen, ja sogar der oder die Betroffene, jedoch fühlen sich diese Studierenden hinterher oft vorgeführt. Aus Angst, ihnen könnte Ähnliches passieren, beteiligen sich Studierende in der Folge insgesamt weniger in der Lehrveranstaltung. Zudem legitimieren Lehrende mit solchem Verhalten aggressiven Humor und wirken somit als schlechtes Vorbild.
Lachen Sie mit den Studierenden anstatt über sie! - Sarkasmus, d. h. spöttisch und höhnische Aussagen, oder Zynismus, also entwertende Aussagen z. B. gegenüber gesellschaftlichen Wertvorstellungen, kommen meist nicht gut an.
- Übertreiben Sie es nicht. Auch wenn Sie von Natur aus sehr humorvoll sind, sollten Sie Humor dosiert einsetzen, damit Sie nicht zu sehr vom Stoff ablenken. Finden Sie ein mittleres Maß.
- Verunglückter Humor kommt nicht gut an. Wenn Sie schlecht im Witze machen oder lustige Storys erzählen sind, lassen Sie diese Art von Humor lieber weg. Oder üben Sie zuvor im privaten Umfeld und lassen sich kritische Rückmeldung geben.
Methodische Ideen, die Humor und Spaß erzeugen können
Kopfstandmethode
Lassen Sie Studierende Problemlösung als Umkehrung formulieren, z. B. „was muss getan werden, damit es schlimmer wird?“ Oder „welche Empfehlungen geben Sie, damit der Konflikt eskaliert?“
Fingierter Handyanruf
Schauspielern Sie, dass ein Kollege oder eine Expertin Sie auf dem Handy anruft und z. B. wissen will, was Sie heute in der Vorlesung behandeln. Bitte Sie die Studierenden um Ruhe wegen der schlechten Verbindung und teilen Sie mit, dass Ihr Kollege wissen will, was Sie heute in der Vorlesung behandeln. Erläutern Sie dann die Gliederung oder die Relevanz der Themen. Umgekehrt können Sie auch Experten anrufen, um nachzufragen, wie etwas in der Praxis eingesetzt wird oder was seine/ihre neuesten Erkenntnisse dazu sind. Um die Erheiterung zu steigern können Sie mit der Fernbedienung des Beamers in der Hand „telefonieren“. Die Idee des fingierten Handyanrufs stammt von Professor Dr. Michael Suda, der an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität München tätig ist und wurde durch Röbke (2012) in einem Interview publiziert.
Tabu mit Fachbegriffen – Hörsaalspiel
Die Studierenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt und erhalten Begriffe aus dem aktuellen Thema der Vorlesung, die sie der anderen Gruppe erklären sollen. Dabei dürfen sie fünf vorgegebene Tabu-Wörter nicht benutzen.
Schlagzeile des Tages
Lassen Sie Studierende gegen Ende einer Stunde eine Schlagzeile für eine Zeitung (welche darf selbst gewählt werden) über den heutigen Stoff formulieren. Die Schlagzeile darf auch etwas Witziges hervorheben.
Lassen Sie reihum vorlesen