Workload Studierender einschätzen
15.02.23
Es kommt nicht selten vor, dass Studierende ihren aktuellen Workload in Lehrveranstaltungen als zu hoch empfinden. Wie aber kann ich als Lehrende_r prüfen, ob dies tatsächlich der Fall ist? Einen angemessenen Workload für die Studierenden zu finden, ist keine leichte Aufgabe. Der vorliegende Artikel bietet konkrete Vorschläge zu diesem Thema. Unter anderem gibt er eine Vorlage für die Workload-Erfassung an die Hand, mit welchem Sie gezielt auf Ihre Studierenden zugehen können. Der Artikel wurde von einer Studentin der TU Darmstadt verfasst.
Über die Hälfte der Studierenden der TU Darmstadt empfinden das Verhältnis zwischen dem Arbeitsaufwand und den CPs als (zu) hoch. Dieses Ergebnis liegt uns durch die Studierendenbefragung von 2021 vor (vgl. Hochschuldidaktische Arbeitsstelle TU Darmstadt 2021: 14).
Ein hoher Workload für Studierende mag Lehrenden als richtig erscheinen, schließlich sollen die Studierenden viel lernen. Dennoch kann es in einzelnen Lehrveranstaltungen oder Semestern dazu kommen, dass Studierende durch falsche Einschätzung des Workloads überlastet werden und dadurch demotiviert oder gar krank werden. Im schlimmsten Fall führt dies zu Studienabbruch.
Überforderung im Studium kann zum ständigen Begleiter von Studierenden werden. Beispielsweise kann Überforderung auftreten, wenn den Studierenden von Seiten der Dozierenden ein zu großer Umfang an Aufgaben mit nach Hause gegeben wird. Bei Studierenden führt so ein zu hoher, aber andererseits auch ein zu niedriger Arbeitsaufwand zu Unzufriedenheit im Studium (vgl. Müller 2014: 2).
Von Seiten der Studierenden ist im aktuellen Online-Semester verstärkt eine hohe Belastung zu erkennen. Durch die Kompensierung der Präsenzzeit durch Arbeitsaufträge summiert sich der empfundene Workload von Studierenden im Vergleich zum davor schon größtenteils als zu hoch empfundenen Workload enorm.
Während die Präsenzzeit kaum veränderbar ist, können Dozierende jedoch besonders die Art und den Umfang der Vor- und Nachbereitung, aber auch die Gestaltung der Prüfungsvorbereitung massiv beeinflussen.
Dies scheint besonders von Bedeutung, wenn man sich den Zusammenhang zwischen empfundenem Workload und kognitiven Lernstrategien Studierender anschaut. Hier ist eine positive Korrelation zu verzeichnen, die sich zwischen oberflächlichem Lernen bei einem zu hoch empfundenen Workload ergibt (vgl. Baeten et al.: 248). Je höher Studierende also den Workload empfinden, umso mehr tendieren sie zu oberflächlichem Auswendiglernen. Ein zu hoher Workload hat also zudem eine negative Auswirkung auf tiefenorientierte Lernstrategien, bei denen Studieren versuchen, wirklich Zusammenhänge zu verstehen (vgl. Baeten et al.: 248).
In diesem Beitrag soll gezeigt werden, wie ein angemessener Workload von Studierenden gemessen werden kann, was aus dem aktuellen Forschungsstand abzuleiten ist und auf welche Einflussfaktoren besonders zu achten ist.
