BNE in Lehre integrieren

Zweite Seite des Artikels

Die UNESCO weist darauf hin, dass eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Bildungseinrichtungen wie Hochschulen sowohl Prozesse der Transformation gelebt werden müssen als auch der ganzheitlich institutionelle Ansatz verfolgt. Lesen Sie hier, was das für die Lehre bedeutet.

Quelle: sdgactioncampaign.org/resources

Umsetzung nachhaltiger Lebens- und Arbeitsformen

Folgende Handlungsanweisungen orientieren sich an sieben Schritten, welche von der AG Lehre des Bündnis nachhaltige Hochschulen 2022 für den tertiären Sektor entwickelt wurden.

  • Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich persönlich?
  • Wie sieht mein persönlicher Alltag aus?
  • Welche Emotionen löst das Thema Klimakrise bei mir aus?
  • Lehrende sind dazu aufgerufen in Lehrveranstaltungen Bezüge zum Thema Nachhaltigkeit herzustellen. Anhaltspunkte zu Themengebieten bieten die 17 SDGs hier.
  • Nehmen Sie die Perspektive der Studierenden ein und gestalten Sie die Lehre aus dieser Haltung heraus dialogisch und studierendenzentriert. Fragen, die beim Erschließen dieser Perspektive helfen: Welche Fragen beschäftigen Studierende aktuell? Wie sehen Studierende ihre Zukunft? Was kann Solidarität und Vertrauen steigern? Nutzen Sie hierfür beispielsweise Partner:innenarbeit und Peer Learning .
  • Inter- und transziplinäres Handeln ist sowohl auf Ebene einzelner Lehrveranstaltungen als auch bei Lehrprojekten sowie übergreifenden Angeboten für alle Studierenden wichtig.
  • „Learning and science out loud“ heißt die Devise. Hier werden sowohl Lernprozesse als auch (Zwischen-)Ergebnissen öffentlich gemacht, ein intensiver Dialog und Diskurs vorangetrieben inklusive Ansätzen wie Open Science und Open Educational Resources (OER).
  • „Learning and science out loud“ heißt die Devise. Hier werden sowohl Lernprozesse als auch (Zwischen-)Ergebnissen öffentlich gemacht, ein intensiver Dialog und Diskurs vorangetrieben inklusive Ansätzen wie Open Science und Open Educational Resources (OER).

Sichere Zonen bieten

Die Förderung der Auseinandersetzung mit Emotionen in Zusammenhang mit der Klimakrise und damit verbundenen sozialen Verwerfungen ist eine wichtige Aufgabe Lehrender.

Warum es wichtig ist

  • Studierende brauchen Vertrauen und Resilienz, um sich mit Krisen zu beschäftigen.
  • Der Umgang mit dem Gefühl, an der aktuellen Situation der Welt bis zu einem gewissen Grad mitverantwortlich zu sein, und durch die Art und Weise der Lebensführung, zu einer Ausbeutung von Ressourcen und Menschen besonders in den Ländern des Südens beizutragen, kann herausfordernd sein.

Wie es gefördert werden können

  • Methoden und Phasen eines intensiven gegenseitigen Kennenlernens fördern Solidarität, Sicherheit und Vertrauen.
  • Impulse, eigene Sozialräume auf eine intensive Weise gemeinsam kennen zu lernen und dort Handlungsoptionen zu entdecken, können helfen.
  • Gezielte Wahrnehmung eigener Stärken als Ressourcen, die optimistisches Denken und wirksames Handeln ermöglichen.

Methoden und Ansätze zur Integration von BNE

Eine möglichst große Bandweite an didaktischen Interventionen ist hilfreich für verschiedene Lernphasen, Reflexions- und Gruppenprozesse.

  • Wobei diese im Verlauf einer Lehrveranstaltung auch von Studierenden selbst zusammengestellt werden können, auch als Aspekt des Peer-Learnings, wo sich Studierende gegenseitig mit Aufgabenstellungen herausfordern, aus persönlichen Komfortzonen zu treten um über sich selbst hinauszuwachsen.
  • Szenarienmodelle zum Klima, zum wirtschaftlichen Wandel, zur Demografie etc. in angemessener Tiefe verstehen, nachmodellieren, visualisieren, bekannt machen
  • Freiwillige Berichte des eigenen Landes an die UNO zur Umsetzung der Agenda 2030 mit den Schattenberichten der Zivilgesellschaft vergleichen.
  • Coding-Challenge zu Klimastatistik oder ähnliches
  • Analyse, Zusammenfassung, Kuratieren und mehr unterschiedlicher Medien, wie Texte, Videos und Audios
  • Analyse von Stadt- und Verkehrsentwicklung in Bezug auf Biodiversität, Klima, gesellschaftlichen Status, Gesundheit, Steuereinnahmen
  • Interviews mit Expert*innen, z.B. eine Anleitung zu “Dialogue Interviews”
  • Mit dem “Eisberg” systemische Strukturen analysieren
  • Optionen zu “fast-food” sind „nachhaltige Ernährungspläne“ wie Planetary Health Diet
  • Erstellung von BNE-Materialien zum Themenfeld – Texte, Grafiken, Statistiken, Audios, Videos, multimediale Materialien genauso wie methodische Ansätze.
  • Digitaler Zwilling eines echten Automaten, welcher die Themen Tod, To-do und Automat verbindet, der Todomat
  • Techniken der Angewandten Improvisation (wird in neuem Tab geöffnet) ermöglichen es sich einem schweren und komplexen Themenfeld mit etwas Humor und mehr Leichtigkeit anzunähern. Dabei kann gezielt auf Handlungsoptionen, die sich durch eine gemeinsame Vorgehensweise der Studierenden entwickeln, geschaut werden.
  • Voices for Change ist eine virtuelle Welt, in der mehr über die 17 SDGs erfahren und entdeckt werden kann.
  • Auch die Sammlung PLAYING FOR THE FUTURE (wird in neuem Tab geöffnet) bietet zahlreiche Ideen.
  • Scenona Cards – Future Journey zur Reflexion einer möglichen beruflichen Zukunft. Das Tool hilft, die Themen Zukunft und Nachhaltigkeit spielerisch in die Lehre zu integrieren. Weitere Informationen und Downloads gibt es bei The Future Game 2050.

Für Veränderungsprozesse in Organisationen kann das sogenannte Presencing genutzt werden. Nur die drei wichtigsten Ebenen stehen im Fokus:

  1. Entscheidungen der Organisation
  2. Kommunikation und Interaktion
  3. Werte, Ziele, Haltungen und Einstellungen
Quelle: Paritätisches Bildungswerk Hessen e.V. (2024)

Spielplan und Beispielkarte zum „Future Journey“-Spiel

 

 

 

Was tun bei Lehrveranstaltungen ohne Bezug zu BNE

Schaffe bewusst Raum für Betroffenheit, Irritation und Freude. Aber auch Einschätzung, Assoziationen und Fehlerfreundlichkeit.

Keep it simple

  • Materialien können recherchiert werden – vor allem auch best practice Beispiele -, die dazu beitragen, einzelne SDG besser zu erfüllen. Gefundene Quellen können daraufhin diskutiert werden.
  • Arbeite mit dem Flyer “Tu Du’s für dich und die Welt” (wird in neuem Tab geöffnet). In Lerntrios, die sich gegenseitig begleiten, können daraufhin mögliche Bezüge der Lehrveranstaltung zu den 17 SDGs herausgearbeitet und visualisiert werden.
  • Studierende können ermutigt werden, einen kleinen Bereich in ihrem Leben zu verändern. Daraufhin kann reflektiert werden: Welche Erfahrungen in Bezug auf Nachhaltigkeit haben sich ergeben und was kann getan werden, um am Ball zu bleiben oder andere zu motivieren?
  • Welche weiteren Akteur:innen aus dem Umfeld der Hochschule könnten einen Effekt der Weiterverbreitung verstärken?

Weitere Möglichkeiten

  • Was hat die Lektüre, das Gesehene oder das Gehörte mit dir gemacht? Auf welcher der Ebenen – kognitiv, emotional, das eigene Handeln betreffend?
  • Gehe Personen in deinem Umfeld durch: Wer könnte Interesse an Materialien oder dem Lernergebnis haben?
  • Welche Handlungen, die sich innerhalb der nächsten 72 Stunden zumindest ansatzweise beginnen lassen, folgen aus der Lehrveranstaltung?
  • Wann wurde die Klimakrise das erste Mal bewusst wahrgenommen, wie hat sich das ausgewirkt?
  • Wenn der ökologische Fußabdruck berechnet wird, wo ergeben sich Möglichkeiten ihn zu reduzieren?
  • Wenn die Anschaffungen der letzten drei Monate angeschaut und drei ausgewählt werden: Unter welchen sozialen Bedingungen wurden diese produziert? Welche Umweltbelastungen entstanden bei Produktion und Transport? Wie sieht es mit der Entsorgung aus?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, um auf gebrauchte, geliehene oder gemeinschaftlich genutzte Alltagsgüter zurückzugreifen?

Paritätisches Bildungswerk Hessen e.V. (2024), Eigene Darstellung des Theorie U nach Scharmer, www.pbhessen-bne.de, abgerufen am 29.01.2024

UNESCO (2017). Education for Sustainable Development Goals Learning Objectives. Abgerufen 02.12.2022. Online unter: https://www.unesco.ch/wp-content/uploads/2017/01/Learning-objectives.pdf (wird in neuem Tab geöffnet)