Einzel, Partner- oder Gruppenarbeit
Wann ist welche Sozialform effektiv?
Im Beitrag werden die Vor- und Nachteile verschiedener Sozialformen (Einzel-, Partner- und Gruppenarbeit) vorgestellt sowie didaktische Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel der verschiedenen hochschulischen Lehrformate erläutert. Hierbei werden auch motivationspsychologische Grundannahmen diskutiert.

Einzel-, Partner-, Gruppen- und Plenumsarbeit
Die Motivation von Studierenden beeinflussen didaktische Gestaltungsaspekte und Persönlichkeitsvariablen, Interessen sowie individuelle Lernhistorien. Daher empfiehlt es sich, Sozialformen von Zeit zu Zeit zu variieren, um Lern- und Beteiligungschancen zu erhöhen. Die Entscheidung für eine Sozialform, die immer auch eine Methodenentscheidung impliziert, ist eine didaktische und in erster Linie abhängig von den Zielen und Inhalten der Veranstaltung (Heimann, Otto & Schulz, 1970; Klafki, 1964). Vor dem Einsatz einer Sozialform sollten sich Lehrende daher folgenden Fragen nach Gudjons et al. (1982, S. 20, zitiert nach Grunder et al., 2007, S. 93 stellen:
- Ist die Methode auf einen Inhalt und ein Ziel bezogen?
- Trägt sie der individuellen Situation der Lernenden Rechnung?
- Können Lehrperson und Lernende mit dieser Form umgehen?
- Lässt sich die Sozialform pädagogisch-didaktisch legitimieren?
- Ist die Sozialform unter den jeweiligen Gegebenheiten im physischen oder Online-Raum realisierbar?
Einzelarbeit machen lassen
Wenn Studierende für sich alleine arbeiten, spricht man von Einzelarbeit (Drumm, 2007). Üblicherweise beansprucht sie nur einen Teil der Veranstaltungszeit (2–15 Minuten), in selteneren Fällen bis zu eine Zeitstunde (Ulrich, 2016).
Einzelarbeit wird üblicherweise dann implementiert, wenn sich Teilnehmende zentrale Inhalte selbst aneignen sollen oder wenn ein tieferes Verständnis bereits erarbeiteter Themen erzeugt werden soll (Siemer, 2007; Ulrich, 2016, S. 202). Auch zum Überprüfen des eigenen Verständnisses kann Einzelarbeit nützlich sein. Entsprechend kann sie grundsätzlich in allen Phasen des Unterrichts (Einstieg, Erarbeitung und Ergebnissicherung) integriert werden: Direkt zu Beginn der Veranstaltung mit dem Ziel der Wiederholung zentraler Inhalte oder zur Festigung im Anschluss an eine Präsentation.
Sie sollten Einzelarbeit immer dann verwenden, wenn Studierende die vorgegebenen Ziele selbständig und ohne Hilfe erreichen können sollen. Dies ist z.B. besonders bei praktischen Übungen bedeutsam. Beispielsweise soll bei Laborübungen das Arbeiten mit Instrumenten und Materialien selbstständig eingeübt werden.
Der zentrale Vorteil von Einzelarbeit liegt darin, dass Studierende ihr Arbeitstempo und ihre Arbeitsschritte selbst bestimmen können. Allerdings birgt dies auf Gruppenebene auch Nachteile, da das Arbeitstempo der Studierenden variieren und es leichter zu Über- oder Unterforderung kommen kann (Siemer, 2007).
Partnerarbeit durchführen
Im Rahmen von Partnerarbeit arbeiten immer zwei Studierende zusammen an einer Aufgabe (Drumm, 2007). Ebenso wie die Einzelarbeit nimmt sie eher einen Teil der Veranstaltung ein als die ganze Sitzung (Drumm & Scholz, 2007b). Insbesondere in eher vortragsartigen Settings wie Vorlesungen kann sie dazu genutzt werden, die Studierenden zu einer aktiven Auseinandersetzung mit den Lerninhalten anzuregen (Drumm & Scholz, 2007b). Daher sollten als Partneraufgaben möglichst anspruchsvollere Anwendungs- oder Transferaufgaben gewählt werden, die den Diskurs befördern.
Für erfolgreiche Partnerarbeiten ist wichtig, dass sich Studierende untereinander austauschen. Das damit einhergehende Formulieren der Lerninhalte in eigenen Worten stellt aus lernpsychologischer Sicht eine Elaborationsstrategie dar (Weinstein & Mayer, 1986). Vorteilhaft ist, dass hierüber Denkfehler und Wissenslücken aufgedeckt werden können, die bei Plenums- oder Einzelarbeit im Verborgenen blieben. Zudem kann durch eine entsprechende Instruktion darauf geachtet werden, dass die Fachsprache eingeübt wird.
Gruppenarbeiten gestalten
Gruppenarbeiten, bei denen sich mehrere Studierende gemeinsam mit einer Aufgabe oder einem Problem auseinandersetzen, können entweder kurzzeitig in eine Veranstaltungssitzung integriert werden oder einen längeren Zeitraum (mehrere Sitzungen oder ein ganzes Semester) andauern (Borsch, 2015; Drumm & Scholz, 2007a; Wecker & Fischer, 2014). Bei dieser Sozialform werden wahlweise neue Themen erarbeitet oder aber auch bereits behandelte Themen gefestigt und vertieft (Drumm & Scholz, 2007a).
Ein zentraler Vorteil von Gruppenarbeit liegt darin, dass dadurch, dass die verschiedenen Gruppen unterschiedliche Arbeitsaufträge parallel bearbeiten, eine größere „inhaltliche Dichte“ (Drumm & Scholz, 2007a) erreicht werden kann. Überdies werden bei keiner anderen Sozialform Schlüsselkompetenzen wie kooperative und kommunikative Fertigkeiten so intensiv geschult.
