Lehrmaterial unter der Lupe

Im Abschnitt zu Gestaltungsprinzipien und didaktischen Designs finden sich bereits generelle Hinweise, die der Erstellung von Folien, Skripten oder Arbeitsblättern beachtet werden soll. Trotzdem gibt es Finessen, die bei der Gestaltung von unterschiedlichen Lehrmedien eine Rolle spielen und die nun – neben Hinweisen zu Software und Tools – ausgeführt werden.

Ergänzende Abbildungen

Während Vorträgen greifen die meisten Lehrenden auf Präsentationsfolien zurück. Generell begrüßen Studierende den Einsatz von Folien in Vorlesungen – auch wenn der objektive Lernerfolg stark davon abhängt, wie die Präsentation gestaltet und gehalten wird (vgl. Krist, Noll, Pick, Pielstick, Sayeed, Schmid & Schneider, 2015, S. 91).

Neben kostenpflichtigen Programmen, wie Microsoft PowerPoint oder Keynote (nur für Mac) steht Lehrenden auch freie kostenlose Software, wie bspw. Impress von OpenOffice zur Ver-fügung. Sehr dynamische Präsentationen lassen sich darüber hinaus mit dem Online-Präsentations- Tool Prezi erstellen. Anstelle von einzelnen Folien entsteht die Präsentation auf einer einzigen großen Fläche, ähnlich einem Blatt Papier, in die hinein- bzw. hinausgezoomt werden kann. Dozierende können auf eine kostenfreie Bildungslizenz zugreifen.

Egal mit welcher Software bzw. welchem Tool Sie arbeiten – wenn Sie eine Präsentation planen, können Ihnen die vier „Z“ helfen, die Rahmenbedingungen zu klären (vgl. Renz, 2016, S. 15ff.):

  • Zweck: Klären Sie die Art Ihrer Präsentation. Handelt es sich um einen Kurzinput, eine komplette Vorlesung, einen Fachvortrag, …?
  • Zuhörer: Reden Sie vor Erstsemstern, Masterstudierenden oder Doktoranden?
  • Ziele: Möchten Sie über den Ablauf des Bachelorstudiums in Ihrem Department in-formieren? Einen Sachverhalt darlegen? Zum Diskutieren anregen? Welche Inhalte sind zentral, welche können weggelassen werden?
  • Zeit: Wie viel Vorbereitungszeit haben Sie? Wie viel Zeit zum Reden steht zur Verfügung?

Die Klärung der Fragen gibt auch Aufschluss über den Umfang, fachliche Tiefe, Inhalte, Darstellungsformen (z. B. ein provokanter Cartoon, der zum Diskutieren anregen soll) usw. der Präsentation.

Folien lassen sich einfach mit allen o.g. Darstellungselementen befüllen. Dabei ist und bleibt Text meist der geläufigste Folieninhalt. Achten Sie auf eine mittlere Menge an Informationen (ca. ein bis zwei Sätze bzw. fünf Aufzählungszeichen), so dass Studierenden während der Lehrveranstaltung zuhören können und die ausgedruckten Folien mit ein paar Stichworten ergänzen können (vgl. Ulrich, 2016, S. 83). Enthalten die Folien zu viele Informationen und lange Sätze, besteht die Gefahr, dass das Publikum vorrangig mit Lesen und weniger mit Zuhören und Mitdenken beschäftigt ist. Bei längeren Präsentationen sollte zu Beginn eine Folie mit Agenda vorgestellt werden, die den Ablauf klärt. Das Einfügen der Gliederungspunkte vor Überschriften schafft zusätzliche Orientierung.

Eine Besonderheit von Präsentationsfolien ist die Einsatzmöglichkeit dynamischer Elemente: Videos oder Links lassen sich problemlos einbauen, um bspw. den Interviewmitschnitt mit einer Expertin oder eine Webseite zu Demonstrationszwecken zu zeigen. Animationen eignen sich gut, um Inhalte nacheinander darzustellen, die aufeinander aufbauen, etwa der Aufbau eines Schaltkreises oder eine Argumentationskette, die nicht sofort in ihrer Gänze ersichtlich sein sollte. Das einfache Einfügen von Animationen und Spielereien kann jedoch dazu verführen, Folien mit Effekten zu überladen. Tragen Lehrende in einer Unterrichtssituation komplexe Inhalte vor, die mit aufgeblähten Folien untermalt sind, verlieren Studierende den Blick für das Wesentliche. Überlegen Sie deshalb genau, wenn Sie Grafiken (Stichwort: die etwas in die Jahre gekommenen ClipArts), Übergänge, Animationen & Co. einsetzen, inwieweit diese dazu beitragen, das Lernziel zu erreichen oder etwas zu veranschaulichen.

Reynolds (2013, S. 134) plädiert bei der Gestaltung von Folien auf größtmögliche Klarheit und Einfachheit zu setzen. Das heißt in erster Linie: Haben Sie Zielgruppe, Intention, Lernziele vor Augen. Fokussieren Sie sich anschließend bei der Foliengestaltung auf das Wesentliche, formulieren Sie prägnante Überschriften und setzen Sie thematisch passende, das Thema unterstreichende Grafiken ein, die sie an Fluchtlinien ausrichten. Vermeiden Sie auf der anderen Seite unnötige Formen, Bilder oder Effekte (z. B. 3-D-Effekte von Diagrammen, die die Lesbarkeit stark einschränken), verschlanken Sie Informationen (z. B. in Tabellen). Weiter sollten Sie auf einen hohen Kontrast von Text und Hintergrund achten – bei der Übertragung der Folien auf Leinwand entsteht bei der Darstellung oft ein grau-gelblicher Schleier, der den Kontrast herabsetzt. Auch rot-grün Kombination sollten Sie vermeiden, da ebenso gestaltete Folien für Menschen mit Farbblindheit unleserlich sind. Schriftarten ohne Serifen lassen sich auf Leinwand besser lesen als Schriften mit Serifen. Weiter zentral für die Lesbarkeit ist die Schriftgröße (vgl. Göhnermeier, 2015, S. 316). Sie sollte mindestens 16 pt. umfassen (siehe Abb. 13 und 14).

Auch bei Pfäffli (2015, S. 243) finden sich weitere gute Hinweise für die Gestaltung von Präsentationsfolien in der Hochschullehre, wie das Vermeiden von Text in reinen Großbuchstaben und Textkopien (schlechte Lesbarkeit) oder dem Einbau von Zwischenzusammenfassungen bei längeren Vorträgen.

Skripte, die von Dozierenden erstellt werden, dienen meist der Zusammenfassung von (prüfungsrelevanten) Inhalten einer Lehrveranstaltung. Sind sie gut aufbereitet, können sie auch als langjähriges Nachschlagewerk im bzw. nach dem Studium zum Einsatz kommen.

Lehrende aus technischen, mathematischen oder naturwissenschaftlichen Fächern greifen bei der Skriptanfertigung in der Regel auf das Softwarepaket LaTeX zurück. Es erzeugt ein sehr sauberes Layout und arbeitet stabil. Eine weitere Stärke liegt im komfortablen Einbau komplexer Formeln. Allerdings müssen Interessierte etwas Zeit in die Einarbeitung investieren: LaTeX ist kein Textverarbeitungsprogramm, das nach dem What-you-see-is-what-you-get-Prinzip funktioniert, weshalb Schreibende mit Befehlen arbeiten müssen, um Text zu formatieren und zu strukturieren. Eine Demonstration des LaTeX-Quelltextes finden Sie bspw. auf Wikipedia. Eine Einführung mit Beispielen, Infos zur Installation sowie Tipps und Tricks erhalten Sie unter latex.hpfsc.de.

Alternativ stehen Dozierenden Programme wie Word von Microsoft Office, Pages (nur für Mac) oder freie kostenlose Software, wie bspw. Writer von OpenOffice zur Verfügung, die alle ähnlich arbeiten. Unabhängig vom Programm ist der korrekte Einsatz von Formatvorlagen, bspw. für Überschriften. Daraus lässt sich später ein dynamisches, also anklickbares, Inhaltsverzeichnis erstellen. Dies ist auch für die Barrierefreiheit des Dokuments von Wichtigkeit, etwa für Blinde. Microsoft bietet übrigens die Möglichkeit, Word-Dateien auf Barrierefreiheit zu prüfen.

Auch bevor Skripten angefertigt werden, sollten sich Lehrende der Zielgruppe bewusst werden und welchen Zweck das Lehrmaterial erfüllen soll. Davon abhängig wird es umfangreich oder eher knapp, in einfacher Sprache für Erstsemester oder im entsprechenden Fachterminus und inhaltlicher Tiefe für Masterstudierende gestalten. Denkbar ist auch die Integration von Assessment-Aufgaben, Praxisbeispielen oder einem extra Rand, wo sich Studierende eingeladen fühlen, Notizen machen können.

Darüber hinaus sollten Sie bei umfangreichen Skripten Querverweise und Textmarken einbauen. So können Sie einfach auf eine bestimmte Stelle im Skript verweisen (eine andere Überschrift, Textstelle, Abbildung oder Tabelle) und mittels Klick im digitalen Dokument dorthin springen. Weiter bietet sich der Einbau von Marginalien an, um Stichworten am Rand neben dem Fließtext zu platzieren und so auf zentrale Aussagen oder Merksätze aufmerksam zu machen.

Arbeitsblätter werden meist mit der Intention eingesetzt, Studierende zu aktivieren, indem sie Aufgaben bearbeiten oder sich selbständig informieren. Es gibt eine ganze Reihe unterschiedlicher Typen, die Martial und Ladenthin (2005, S. 165ff.) ausführlich diskutieren: Arbeitsblätter ohne Aufgabenstellung (z. B. Merk- oder Informationsblätter) oder mit Arbeitsauftrag (z. B. Übungs- oder Lernkontrollblätter). Auch Mischformen sind denkbar, bspw. Lückentexte.

Arbeitsblätter können Studierende motivieren, sich tiefergehend und selbsttätig mit Inhalten zu beschäftigen, etwa wenn sie Abwechslung in die Lehre bringen. Aber sie bieten auch Vorteile aufgrund der Möglichkeit, Studierende bei ihrem individuellen Lerntempo und -stand abzuholen. Zusatzaufgaben oder verschiedene Schwierigkeitsgrade von Aufgaben ermöglichen dies. Arbeitsblätter müssen nicht zwangsweise alleine bearbeitet werden, sondern können auch zur Partner- oder Gruppenarbeit auffordern. Variationsmöglichkeiten bieten sich beim Erarbeiten und Zusammentragen unterschiedlicher Fragen und Antworten oder von Peer-Feedback. Last but not least können Arbeitsblätter eine Assessmentfunktion übernehmen. Studierende sehen durch die Bearbeitung, welche prüfungsähnlichen Aufgaben sie richtig lösen und wo sie noch Lernlücken haben (vgl. Martial & Ladenthin, 2005, S. 157ff.).

Martial und Ladenthin geben darüber hinaus auch Anregungen zur Gestaltung von Arbeitsblättern (ebd., 2005, S. 178ff.): So betonen sie die Wichtigkeit einer sorgfältigen Gestaltung –mangelnde Ästhetik oder schlechte Kopien suggerieren, dass die Inhalte nicht so wichtig zu nehmen seien. Empfehlenswert ist ihrer Ansicht nach einen einheitlichen Kopf für Arbeitsblätter einer Vorlesungs- oder Seminarreihe anzulegen. Universität, Semester, Titel der Veranstaltung, Datum helfen Studierenden bei der späteren Sortierung. Auch die Ausgabe von vorgelochten Arbeitsblättern empfehlen sie, damit ein direktes Abheften erfolgen kann. Bei der sprachlichen Gestaltung sollten Lehrende auf eindeutige, klare, produktorientierte Arbeitsaufträge zurückgreifen. Etwa: „Lesen Sie den Text, streichen Sie alle unklaren Aussagen an und formulieren Sie Fragen dazu.“

Göhnermeier, L. (2015): Praxishandbuch Präsentation und Veranstaltungsmoderation. Wie Sie mit Persönlichkeit überzeugen. Wiesbaden: Springer VS.

Krist, S.; Noll, K.; Pick, R.; Pielstick, A.; Sayeed, S.; Schmid, L.; Schneider, M. (2015): Power-Point-Präsentation. In: M. Schneider und M. Mustafic (Hrsg.): Gute Hochschullehre: Eine evidenzbasierte Orientierungshilfe. Wie man Vorlesungen, Seminare und Projekte effektiv gestaltet. Berlin Heidelberg: Springer, S. 89–118.

Martial, I.; Ladenthin, V. (2005): Medien im Unterricht. Grundlagen und Praxis der Mediendidaktik. 2., korr. und überarb. Aufl. Baltmannsweiler: Schneider-Verl. Hohengehren.

Pfäffli, B. K. (2015): Lehren an Hochschulen. Eine Hochschuldidaktik für den Aufbau von Wissen und Kompetenzen. 2., überarb. und erw. Aufl. Bern: Haupt (UTB).

Renz, K.-C. (2016): Das 1 x 1 der Präsentation. Für Schule, Studium und Beruf. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden: Springer Gabler.

Reynolds, Garr (2013): Zen oder die Kunst der Präsentation. Mit einfachen Ideen gestalten und präsentieren. 2. Aufl., überarb. & aktualisiert. Heidelberg: dpunkt-Verl.

Ulrich, I. (2016): Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. 1. Aufl. 2016: Springer.