Begriffsklärungen im Kontext von Beratung und Begleitung von Studierenden an der Universität
Aufgrund des Bolognaprozesses, der u. a. für mehr Kompetenzorientierung und Studierendenzentrierung im Studium steht, haben sich auch die Aufgaben und Rollen der Lehrenden verändert. Sie sollen neben Wissenschaftler_innen, Forschenden, Wissensvermittelnden, Moderator_innen nun auch Lernbegleiter_innen/Lerncoaches sein, die Studierende individuell oder in Gruppen beraten und begleiten sollen. (Meer 2003, Schumacher 2011)
Auch die Öffnung der Zugänge ins Studium sowie die Diversität der Studierenden mit ihren unterschiedlichen Vorkenntnissen lässt den Bedarf an Beratung steigen und zeigt sich in den zusätzlichen Angeboten wie etwa in der Studieneingangsphase in Form von Tutorien, Mentoringprogrammen, Schreibworkshops oder Angeboten zum wissenschaftlichen Arbeiten.
Zudem haben sich die individuellen Beratungsangebote an den Hochschulen differenziert. So gibt es neben der Studienfachberatung, den sozialen bzw. psychosozialen Beratungsstellen inzwischen auch eine Studienverlaufsberatung, die zum Teil in den Fakultäten verankert ist oder Angebote von Studierendencoaches, die den erfolgreichen Studienverlauf für möglichst viele Studierende durch Beratung und Coaching ermöglichen sollen. Denn es zeigt sich, dass Studierende mit diversen Herausforderungen konfrontiert sind und an vielen Stellen Studierfähigkeit aufgebaut und weiterentwickelt werden muss.
Konzepte aus Beratung und Coaching haben ihren Ursprung unter anderem aus dem therapeutischen oder sozialen Bereich und werden dann für andere Kontexte wie Management, Führung, Weiterbildung, Schule, Sport o. ä. adaptiert.
Allen Ansätzen liegt das humanistische Menschenbild zugrunde, das davon ausgeht, dass Menschen lernfähig sind und selbstbestimmt entscheiden sollten, was für sie richtig ist. Dabei ist ein wesentliches Prinzip die Freiwilligkeit, da erzwungene Beratungen eher zu Widerstand führen. Außerdem nehmen Beraterende eher eine neutrale Außenperspektive ein. Insofern zeigen sich große Unterschiede zur Beratung an Hochschulen, was Settings, Rollen und Aufgaben angeht. Andererseits werden Gespräche von bestimmten Gesprächsführungsprinzipien und -interventionen getragen, die universell einsetzbar sind.
