Tipps für die Praxis

Worauf Lehrende beim Einsatz von schreibintensiver Lehre achten sollten

  • Das Verfassen von wissenschaftlichen (Fach)Texten ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Lehrende sollten sich ausreichend Zeit geben, dies im Rahmen ihrer Fachlehre zu vermitteln und den Studierenden ausreichend Zeit, dies zu erlenen. D.h. es sollte für reale Schreibprojekte von Studierenden und deren Rückmeldung in der Präsenzlehre ausreichend Zeit eingeplant werden, denn Studierende sind Novizen, keine ExpertInnen, d.h. sie brauchen mehr Zeit, um Texte zu verstehen, Zusammenhänge zu erfassen und noch mehr, um erste eigene wissenschaftliche Texte zu verfassen. Klar ist das dadurch entstehende Dilemma, weniger Zeit für die Vermittlung von breitem Wissensinhalten zu haben. Hier gilt: Tiefe vor Breite.
  • Bei der Integration von Schreibaufgaben in die Fachlehre sollte sich dies auch als Lernziel in den formulierten Feinlernzielen der Lehrveranstaltung wiederfinden. Ebenso sollten die Leistungsnachweise die Überprüfung der Feinlernziele ermöglichen.
  • Die Anforderungen an das Schreiben sollten transparent gemacht werden, das gibt für alle, insbesondere aber den SchreibnovizInnen Orientierung und entlastet.
  • Ebenso sind klare Vorgaben und feste Muster für zu verfassende Texte eine gute Orientierunghilfe. Sie helfen, die Anforderungen und Rahmen der geforderten Schreibarbeiten klar zu erkennen.
  • Lehrende sollten sich in der Toleranz von Fehlern üben -– und dies in ihrer Lehre durch Ihre Haltung und konkreten Interventionen (insbesondere bei Rückmeldungen zu Textentwürfen) vermitteln.
  • Das Wissen um die Entwicklungsstufen des fachlichen und des Schreiben Lernens kann genutzt werden, um adäquat zu den Entwicklungsstufen der Studierende Aufgabenstellungen zu entwickeln. D.h.: „die richtigen Aufgaben zum richtigen Zeitpunkt“ (Ulmi, M. et al. 2014, S. 228).
  • Konstruktives Feedback zu studentischen Texten ist ein hilfreicher Katalysator für studentisches Lernen. Dieses muss nicht nur von den Lehrenden gegeben werden, sondern kann auch von den studentischen Peers erfolgen. Lehrende werden überrascht sein, wie findig und konstruktiv Studierende sein können!
  • Dafür ist es notwendig, zuvor Feedbackregeln einzuführen wie auch prinzipielle Hinweise zur Rückmeldung von Texten.
  • Um Studierende (und ggf. sich selbst) für den mühsamen und z. T. frustrierenden Umgang mit der Entstehung von guten wissenschaftlichen Texten zu motivieren, kann das Bild von Texten als einen rohen Diamanten hilfreich sein: Ein Text als roher Diamant benötigt mehrfache Schleifarbeiten (d.h. Überarbeiten von Texten in vielzähligen Schritten) bis er zu einem wirklichen guten Text (Diamanten) wird. Lehrende können so sich und Studierende motivieren, Frustrationen der Kluften zwischen Anspruch und Umsetzbarkeit auszuhalten. (vgl. Ulmi, M. et al. 2014, S. 210ff)