Gesamtveranstaltungen effizienter machen
16.05.23
Engagierte Lehrende zeichnen sich dadurch aus, dass sie bestrebt sind ihre Lehre stetig zu verbessern und aktuell zu halten. Da verfügbare Ressourcen aber endlich sind, stellt sich rasch die Frage: Welche Tätigkeiten sollten Lehrende priorisieren? Finden Sie hier heraus, was am Ehesten zum Lernerfolg der Studierenden beiträgt.
Constructive Alignment (CA)
Um Lehrveranstaltungen didaktisch sinnvoll zu gestalten, ist das Konzept des hilfreich. Abgestimmt werden hier Aufbau und Struktur der Lehrveranstaltung, gewählte Lehrmethoden und zu erreichende Lernergebnisse in Hinblick auf Prüfungen. Weniger Probleme und eine Verbesserung der Lernergebnisse honorieren die Arbeit. Constructive Alignment
Vorbereitung auf eine Lehrveranstaltung
In der Vorbereitungsphase auf eine Lehrveranstaltung ist es hilfreich, sich zu überlegen, welche Lehr-/Lernziele mit dem Abschluss des Moduls erreicht werden sollen und zu diesem Zeitpunkt einen inhaltlichen Entwurf für die geplante Fachprüfung zu erstellen, siehe auch . Constructive Alignment
Die gewählte Prüfungssituation und die Auswahl der Prüfungsaufgaben bilden die Grundlage, auf der sich zu erwerbende Kompetenzen als formulieren lassen. Aus den geforderten Lernzielen lassen sich anschließend geeignete Lehr- und Lernaktivitäten ableiten. Lernziele
Erstellen eines strukturierten Ablaufplans
Ablaufpläne können auf der Mesoebene (semesterbezogen) oder Mikroebene (einzelne Sitzungen) erstellt werden. Die Ablaufpläne können je nach Art der Veranstaltung und des Lehrteams individuell ausgestaltet werden, siehe Beispiele im Downloadbereich.
Ein semesterbezogener Ablauf ist hilfreich, um
- Termine und Fristen effizient zu organisieren und im Blick zu haben,
- die Übersicht über die Aufgaben mehrerer Akteur_innen zu behalten.
Das Erstellen eines strukturierten Ablaufplans für Einzelsitzungen steigert die Effizienz, wenn
- die Veranstaltung mehrfach durchgeführt wird,
- von Kolleg_innen übernommen werden soll, oder
- wenn eine interaktiv gestaltete Veranstaltung mit mehreren Phasen und wechselnden didaktischen Methoden
geplant wird.
Ein Ablaufplan kann Lehr-/Lernziele, Inhalte, Lernaktivitäten, Methoden und Zeiten für die einzelnen Bausteine der Veranstaltung sowie Materialien zur Vor- und Nachbereitung enthalten. Es ist günstig, wenn im Ablaufplan Muss-, Soll- und Kann-Inhalte zum Thema gekennzeichnet werden.
Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen, um zu notieren, welche Änderungen am Ablaufplan für den nächsten Durchlauf sinnvoll sind. Am besten direkt nach der Veranstaltung, denn zu diesem Zeitpunkt hat man den Ablauf noch im Gedächtnis.
Ist ein ausführlicher Ablaufplan zu einem Thema einmal erstellt, können einzelne Themenblöcke für andere Veranstaltung wieder- und weiterverwendet werden.
Abstimmung mit angrenzenden Fachgebieten
Fachliche Inhalte können mit angrenzenden Fachgebieten abgestimmt werden. Das spart Zeit bei der Einführung von Grundlagen. Bereits erarbeitete Grundlagen müssen nicht erneut eingeführt werden, es genügt der Verweis auf die entsprechende Veranstaltung. Daraus resultiert Zeit für die Inhalte der eigenen Lehrveranstaltung. Die Studierenden wiederum erkennen die Relevanz der Studieninhalte besser, wenn diese über mehrere Veranstaltungen verknüpft auftauchen.
Aufgabenverteilung im Lehrteam
Rechtzeitig vor Beginn der Lehrveranstaltung sollte die Aufgabenverteilung im Lehrteam (Lehrende, Assistent_innen und Tutor_innen), am besten nach Neigungen und Fähigkeiten der beteiligten Personen, abgesprochen werden. So lassen sich Unklarheiten, Dopplungen und Verspätungen vermeiden. Wichtig ist die Berücksichtigung von terminlichen Verpflichtungen der beteiligten Lehrpersonen. Für Termine, an denen eine Person präsent sein muss (z. B. durch studentische Hilfskräfte gestaltete Tutorien) sollte möglichst zusätzlich zu der für den jeweiligen Termin zuständigen Person eine Vertretung eingeplant werden.
Oft gibt es Personen, die gerne präsentieren und andere, die lieber Gruppen oder Einzele betreuen. Lassen Sie daher z. B. Personen, die ein Talent für das Anleiten von Kleingruppen haben, die Betreuung der Praktikumsgruppen übernehmen, die Organisationstalente für die Einteilung und Einhaltung von Terminen sorgen und die „Entertainer_innen“ die Präsentationen halten.
Falls studentische Hilfskräfte eingesetzt werden, können Aufgaben delegiert werden. Beispiele sind: Formatierungen im Corporate Design, Korrekturlesen, Literatursuche, Überprüfen von moodle-Kursen usf.
Erstellen von Checklisten
Das Erstellen von Checklisten für die Organisation einer Veranstaltung im Semesterablauf erleichtert die Übergabe der Veranstaltung an Nachfolger_in oder Vertreter_in. In der Checkliste sollten alle wesentlichen Schritte der Veranstaltungsplanung aufgeführt sein, siehe (wird in neuem Tab geöffnet) . Beispiel für eine ausführliche Checkliste im Downloadbereich
Beispiele aus der Checkliste sind:
- Festlegen der Dozent_innen für die Präsenz- und Onlinetermine
- Themen und Termine für zu erbringende Studienleistungen
- Klausurerstellung und -ausdruck
- Raumbuchung
- uvm.
Erarbeitete Materialien können für den fachübergreifenden Austausch wertvoll sein. Unterlagen, Checklisten oder Leitfäden von Kolleg_innen lassen sich gut an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Erfahrungs- und Materialaustausch mit Kolleg_innen
Bei Treffen mit Vertreter_innen anderer Fachbereiche oder Hochschulen, die auf einem ähnlichen Themengebiet oder in ähnlichen Formaten arbeiten und lehren, kann der „Blick über den eigenen Tellerrand“ dazu genutzt werden, Lehrmaterialien auszutauschen. Möglicherweise lässt sich eine Lehreinheit der Biologie in einer Veranstaltung für Umweltingenieurwissenschaften einsetzen. Tauscht man im Gegenzug die erstellten Unterlagen für die Sicherheitsunterweisungen im Praktikum, hat sich die investierte Arbeit doppelt gelohnt. Um einen Erfahrungs- und Materialaustausch mit Kolleg_innen zu initiieren, eignen sich z. B. Weiterbildung, Kolloquien, Ringvorlesungen und kollegiale Beratungsgruppen.
Gerade in Grundlagen- und Nebenfächern lassen sich getauschte Materialien (Folien, Skripte, Praktikumsvorschriften, Bewertungskriterien usf.) ggf. mit leichten Anpassungen und mit Angabe der Urheber_innen für ganze Vorlesungseinheiten oder Teilthemen einsetzen.
Zusammengefasst: Was Sie zur Vorbereitung tun können
- Constructive Alignment
- Strukturierter Ablaufplan
- Abstimmung mit angrenzenden Fachgebieten
- Aufgabenverteilung im Lehrteam festlegen
- Erstellung von Checklisten
- Erfahrungs- und Materialaustausch mit Kolleg_innen
Kalender oder Zeitplan für Deadlines der Studierenden
Die Kalenderfunktion von Lernplattformen zu nutzen, um anstehende Termine und Deadlines für die Studierenden transparent und leicht verfügbar zu machen, ist nützlich. Dies steigert die Effizienz, weil weniger Fragen aufkommen und Deadlines seltener verpasst werden. So können langwierige Diskussionen über Ersatzleistungen, Sonderregelungen und Ungleichbehandlungen abgewendet werden.
Frequently Asked Questions (FAQ)
Viel Zeit wird oft für E-Mail-Anfragen von Studierenden aufgewendet. Dabei werden von Seiten der Studierenden vielfach die gleichen Fragen gestellt. Zeit lässt sich mit einem Fragen-Antworten-Katalog in Lernplattformen (z. B. in der moodle-Aktivität als FAQ) oder einem offen zugänglichen Dokument sparen. „Glossar“
In nachfolgenden Veranstaltungen können diese FAQ-Sammlungen aktualisiert und direkt wieder bereitgestellt werden.
Fragenpools erstellen
Für den unkomplizierten Einsatz der Fragen in verschiedenen Lehrszenarien empfiehlt es sich, Fragenpools zu den jeweiligen Themenschwerpunkten anzulegen, in denen die Aufgaben nach Schlagworten und Schwierigkeitsgrad abgelegt werden. Gegebenenfalls ist ein Vermerk über die vorangegangene Verwendung als Übungs- oder Klausuraufgabe für die spätere Prüfungsplanung sinnvoll. Es ist außerdem günstig, mit Fachkolleg_innen einen Austausch zu pflegen. Kolleg_innen, denen fertig erstellte und geprüfte Aufgaben zur Verfügung gestellt werden, können im Gegenzug helfen, die neuen Items zu testen und zu optimieren.
Aufgabenserien erstellen
Bei Rechenaufgaben lassen sich häufig aus einer einzelnen Aufgabe durch die sinnvolle Variation der numerischen Vorgaben in der Aufgabenstellung ganze Aufgabenserien erstellen, mit denen dann ein bestimmter Aufgabentyp trainiert werden kann. Die Erstellung solcher Aufgabenserien wird z. B. von moodle mit der Aktivität „Berechnete Fragen“ unterstützt.
Aufgabeneinreichungen in einer Lernplattform
Aufgabeneinreichungen lassen sich gut über eine Lernplattform (z. B. Moodle) organisieren. Die Einstellungen für diese Aktivität erlauben einen differenzierten Umgang mit den gesetzten Fristen. So kann man zum Beispiel eine verspätete Abgabe bis zu einem festgesetzten Zeitpunkt gestatten, hierfür jedoch einen Notenabzug vorsehen. Die Beiträge aller Studierenden können vom Lehrenden und ggf. den Tutor_innen direkt im Moodle-Kursraum eingesehen und bewertet werden. Die Noten werden gemeinsam mit dem zugehörigen Feedback sofort nach der Freigabe für die Studierenden sichtbar. Für das Feedback empfiehlt es sich, mit vorformulierten Textpassagen zu arbeiten, die in einer zuvor erstellten Bewertungsmatrix hinterlegt sind, siehe . Am Ende der Lehrveranstaltung lassen sich alle Bewertungen in Form einer csv-Datei aus dem Moodle-Kursraum exportieren und auf diese Weise für jeden Teilnehmenden in einer Gesamtnote zusammenfassen. Festlegen von Bewertungskriterien und Erstellung eines Bewertungsrasters
Bei der Erstellung von Moodle-Aktivitäten, die in den folgenden Jahren weiterverwendet werden sollen, ist es ratsam darauf zu achten, dass aktuelle Termine und Fristen im Text deutlich hervorgehoben sind. Dies ist nicht ausschließlich eine Hilfe für die Studierenden, sondern dient bei späterer Wiederverwendung der Aktivität auch dazu, die zu aktualisierenden Stellen rasch aufzufinden.
Peer-Review einsetzen
Der Einsatz von Peer-Review kann einen Teil der Korrekturarbeit ersparen. Wichtig ist das Erstellen einer ausführlichen Musterlösung, die von den Studierenden zur Beurteilung der Arbeiten ihrer Kommilitonen herangezogen werden kann. Nebenbei lernen die Studierenden die Beurteilungskriterien für die gestellte Aufgabe kennen, setzen sich ein zweites Mal intensiv mit dem zu erarbeitenden Stoff auseinander und lernen durch die gegenseitigen Rückmeldungen voneinander. Unerlässlich ist die Rückmeldung der Lehrenden auf die Beurteilungen der Studierenden. Das Feedback der Lehrenden sollte bei der Einführung des Peer-Reviews sehr ausführlich sein und kann sich später auf stichprobenartige Kontrolle beschränken, da sich die Studierenden rasch an die vorgegebenen Kriterien gewöhnen und in der Regel sehr konstruktive Beiträge formulieren.
Einschätzung von Studierenden zu neuen Lehrideen nutzen
Bevor eine neue Lehridee in die Umsetzung geht, kann ein Feedback von Studierenden oder studentischen Hilfskräften hilfreich sein. Dies kann die frische Idee direkt verfeinern oder viel Arbeitsaufwand für Ausarbeitung vermeiden, wenn die Umsetzung bei den Studierenden nicht positiv aufgenommen würde.
Zusammengefasst: Was Sie bei der Durchführung tun können
- Kalender bzw. Zeitplan für Deadlines der Studierenden
- Frequently Asked Questions (FAQ)
- Einsatz von Lehrvideos
- Fragenpool
- Erstellung von Aufgabenserien
- Aufgabeneinreichungen in einer Lernplattform
- Peer Review einsetzen bei Aufgabeneinreichungen
- Einschätzung von Studierenden zu neuen Lehrideen nutzen
Nachbereitungsphase
Lernergebnisse nachhaltig nutzen
Aus den Lernergebnissen von Studierenden lässt sich gelegentlich mit wenig Aufwand für nachfolgende Veranstaltungen Zusatzmaterial, zum Beispiel in Form von Zusammenfassungen, Glossaren, Wikis, Ausarbeitungen zu speziellen Themen oder Übungsaufgaben, erstellen.
Die von Studierenden zu speziellen Vertiefungsthemen innerhalb einer Veranstaltung erstellten und nach Korrektur oder Peer-Review überarbeiteten Hausarbeiten können in den nachfolgenden Jahrgängen zum Beispiel als Vorbereitungsmaterialien für ein genutzt werden. Flipped-Classroom-Szenario
Die im Rahmen einer freiwilligen (Bonus-)Leistung erarbeiteten Definitionen zu wichtigen Fachbegriffen des behandelten Themengebiets können in einem zusammengefasst werden und den Studierenden zur Prüfungsvorbereitung oder in folgenden Semestern bereits zu Beginn der Veranstaltung zur Verfügung gestellt werden. Glossar
Reflexion
Der in der Vorbereitung erstellte Ablaufplan sollte nach Beendigung einer Lehrveranstaltung unbedingt noch einmal durchgesehen und kommentiert werden. Zeiten, Methoden, Lernergebnisse etc. werden anhand der noch frischen Erfahrungen überprüft und gegebenenfalls angepasst. Durch diese Reflexion und Anpassung wird die Veranstaltung mit jeder neuen Durchführung optimiert und die notwendige Vorbereitungszeit wird reduziert. Der überarbeitete Ablaufplan kann für das folgende Semester direkt eingesetzt werden, so dass der Vorbereitungsschritt „Erstellung eines Ablaufplans“ für mehrfach durchgeführte Veranstaltungen entfallen kann. Auch Nachfolger_innen können diese sich anhand der Unterlagen rasch einarbeiten und erhalten Hinweise auf kritische Punkte oder Änderungsvorschläge.
Übergabe
Wenn die Veranstaltung an Nachfolger*innen übergeben wird, ist wichtig, dass Lehrveranstaltungsplanung und Materialien systematisch abgelegt sind und Erfahrungen nachträglich in der Planung schriftlich dokumentiert wurden. Checklisten und Unterlagen sollten mit kurzen Erläuterungen an Nachfolger_innen übergeben werden, um den Einstieg zu erleichtern und Materialien nicht neu erarbeiten zu müssen.
Zusammengefasst: Was Sie zur Nachbereitung tun können
- Lernergebnisse von Studierenden aufbereiten
- Reflexionen anstellen