Interventionen bei stereotypen und diskriminierenden Äußerungen

08.03.23

Intervenieren Sie klar und deutlich, wenn Studierende sich gegenseitig abwerten, unterbrechen oder, wenn Sie das Gefühl haben, es werden Stereotype bedient oder dass gegen Regeln verstoßen wird, die ein lernförderliches und partizipationsförderndes Klima sichern sollen.

Ein „offenes Lernklima hängt von verschiedenen Faktoren ab, in unserem Zusammenhang aber besonders davon, ob es gelingt, die Studierenden in der Lehrveranstaltung und im Studiengang als Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Interessen und Perspektiven wahrzunehmen und mit dafür zu sorgen, dass sich die Studierenden auch untereinander so wahrnehmen.

Bei geschlechterbezogener Diskriminierung ist zwar der Prozentanteil von Studentinnen in MINT-Fächern, die sich offen diskriminiert fühlen (z.B. durch Hörsaalpfeifen, sexistische Sprüche und Übergriffe), in den letzten Jahren gesunken, dennoch finden sich noch immer meist unterschwellige Stereotypisierungen und Diskriminierungen, denen im Sinne eines offenen Lernklimas explizit und unmissverständlich zu begegnen ist. Insbesondere männliche Lehrende haben hier eine sehr gute Möglichkeit, positiv Einfluss zu nehmen und Stellung zu beziehen.

Um Diskriminierung zu vermeiden können Sie auf verschiedene Art und Weise in abgestuften Eskalierungen vorgehen:

  • Vermeiden Sie selbst jede Form stereotyper Beispiele. Unterlassen Sie insbesondere Witze, Geschichten oder Aussagen, die Studierende aufgrund ihrer körperlichen Beeinträchtigung, der sexuellen Orientierung, ihrer Herkunft, ihres Aussehens, ihres Geschlechts oder ihrer Religion abwerten könnten.
  • Machen Sie zu Beginn Ihrer Lehrveranstaltung klar, dass Diskriminierung nicht geduldet wird.
  • Machen Sie zu Beginn der Lehrveranstaltung explizit, dass Studierende sich an Sie und / oder die Antidiskriminierungsstelle wenden können, wenn diese Diskriminierung erleben und / oder beobachten.
  • Lachen Sie nicht mit, wenn Witze zu Lasten einzelner Personen oder Gruppen gehen.
  • Wenn problematische Aussagen in Wortmeldungen getätigt werden, weisen Sie sachlich darauf hin, dass diese Aussage (auch wenn dies wahrscheinlich so nicht intendiert war) problematisch ist und erklären Sie, warum das so ist. Überlegen Sie gemeinsam mit Studierenden alternative Formulierungen oder geben Sie Denkanstöße für solche. Lassen Sie sich dabei nicht auf eine allgemeine Diskussion über Unterdrückung ein, die nichts mit dem Vorfall zu tun hat. Machen Sie klar, dass Sie gemeinsam mit allen Anwesenden einen Raum schaffen möchten, in dem alle teilnehmen und gut lernen können.
  • Und: Trauen Sie sich! Ihre Argumentation muss nicht perfekt sein, nur stehen lassen einer diskriminierenden Aussage ist die schlechteste Möglichkeit, die Sie als Lehrperson wählen können.
  • Wenn „Sprüche geklopft“ werden, sprechen Sie das Thema in der Lehrveranstaltung an und regen Sie Diskussionsprozesse zwischen den Studierenden an (häufig finden sich in der „schweigenden Mehrheit“ dann doch einige, die sich ebenfalls gestört fühlen).
  • Wenn sich Studierende mit Diskriminierungserfahrung an Sie wenden: stellen Sie die Bedürfnisse der Betroffenen in den Vordergrund. Fragen Sie nach, was die Betroffenen brauchen und welchen Umgang sie sich wünschen. Gleiches gilt, wenn Sie Diskriminierung beobachten. Trauen Sie sich die Situation zu unterbrechen (fordern Sie z.B. eine Pause ein) und sprechen Sie mit den Betroffenen, um deren Bedürfnisse zu erfragen.
  • Problematisieren Sie Vorkommnisse im Fachbereichs- oder Fakultätsrat.“
  • Wenn Sie Beratung hinsichtlich konkreter Fälle wünschen, stehen die Antidiskriminierungsstelle, die Referent:innen für Diversität in Studium und Lehre oder das Gleichstellungsbüro zur Seite.

Weiterführende Literatur

Amirpur, Donja: „Zum Verhältnis von Diskriminierungsforschung, Intersektionalität und inklusiver Hochschuldidaktik.“ In: Andrea Platte et al. (Hg.) Praxishandbuch Inklusiver Hochschuldidaktik. Weinheim Basel, 2018. S. 65-71.,

Ngubia Kuria, E.: Eingeschrieben. Zeichen setzen gegen Rassismus an deutschen Hochschulen. Berlin, 2015.

Ihsen, Susanne (2013). Handlungsempfehlungen für Gender-Aspekte in die Physik-Lehramt-Lehre im Rahmen des Projekts Dialog MINT-Lehre. Mehr Frauen in MINT-Studiengänge Ein Projekt des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.