Ungleichgewichte in Diskussionen vermeiden
08.03.23
„Im Gedankenaustausch und in Diskussionen können Ungleichgewichte in Bezug auf die Beteiligung von Studentinnen und Studenten oder in Bezug auf die Gesprächsdynamik auftauchen. Die folgenden Fragen können Ihnen helfen, solche Ungleichgewichte aufzudecken:
- Wie häufig und wie lange sind die Wortmeldungen von Studentinnen und Studenten?
- Wie selbstsicher tritt eine Person beim Erläutern ihres Standpunktes auf?
- Wird ein Bezug zu vorangehenden Wortmeldungen hergestellt oder werden sie ignoriert? Handelt es sich um Wortmeldungen von Studentinnen oder Studenten?
- Wird der Inhalt einer vorangehenden Wortmeldung wiederholt und für sich in Anspruch genommen, ohne auf die betreffende Person Bezug zu nehmen? Handelt es sich dabei um die Wortmeldung einer Studentin oder eines Studenten?
- Wessen Standpunkt setzt sich in der Diskussion durch?
- Gibt es Personen, die andere Teilnehmende in der Diskussion unterbrechen?
- Wer erlaubt sich, der Lehrperson gegenüber Kritik zu äußern?“ (Universität Freiburg. Selbstevaluation der Lehre. Glossar „Ungleichgewichte in Diskussionen)
Beachten Sie, dass eine lebhafte Diskussion Studierende mit Beeinträchtigungen sowie eher zurückhaltende Studierende benachteiligen kann. „Daher ist es wichtig, Diskussionen deutlich zu moderieren. Dazu gehören ggf. die Aufforderung, einen Wortbeitrag klar verständlich zu wiederholen, Unterbrechungen zu unterbinden, Studierende ausreden zu lassen und sie möglichst namentlich anzusprechen.“ (Björn Fisseler, 2014, S. 95)
Aktivierende Lehr- und Lernmethoden
Studierendenzentrierte Lehre, die einen deutlichen Fokus auf kollaborative Lernformen legt, ist geeignet, um Studierende unterschiedlicher Herkunft aktiv in den Prozess der akademischen Bildung zu involvieren (z. B. Bamber und Tett, 2001, Haggis, 2006). Aktuelle Erfahrungen knüpfen damit an Forschungsergebnisse an, die auch schon früher eine deutliche Verbindung zwischen Studierendenzentrierung und Studienerfolg aufgezeigt haben (Marton et. alo., 1997; Proesser und Trigwell, 1999, Linde, Auferkorte-Michaelis, 2014).
„Um gleichberechtigte Lernchancen zu schaffen, braucht es demnach ein offenes Lernklima, die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Fehler zu machen, mal unkonzentriert zu sein. Dies ist umso wichtiger für Zielgruppen, die in der Minderheit sind und so stets „sichtbar“ sind“ (Ihsen, 2013).
Auch in großen Lehrveranstaltungen lassen sich Aktivierung und Beteiligung von Studierenden fördern. Hier ist zwar die individuelle Interaktion mit Lehrenden stark begrenzt, allerdings kann z. B. über die Methode „Think-Pair-Share“ die Interaktion zwischen den Studierenden intensiviert werden und das Mitdenken angeregt werden. „Studierende, die sich erst mit Kommiliton[*inn]en über eine Antwort abgestimmt haben, fühlen sich vielleicht sicherer, eine Antwort geben zu können. Außerdem hatten sie so genügend Zeit die Frage ernsthaft zu verstehen. Lehrende sollten sich darüber bewusst sein, dass es verschiedene Frageformate gibt, die unterschiedlich zu Diskussion bzw. Interaktion anregen. Dagegen bieten Begründungs- oder Prozessfragen den Studierenden die Möglichkeit unterschiedliche Lösungswege zu diskutieren und regen einen Austausch zwischen Kommiliton[*inn]en deutlich stärker an.“ (ebd. S.3)“
Im Folgenden wird diese allgemeine Einsicht an fünf konkreten Handlungsstrategien konkretisiert, mit denen eine diversitätssensible Lehre unterstützt werden kann: