Gestaltung der Anfangssituation

Signalisieren Sie Offenheit für besondere Lern- und Studiensituationen

Signalisieren Sie zu Beginn Ihrer Veranstaltung Offenheit für individuelle Bedingungen, die die eigene Lern- und Studiensituation beeinflussen könnten und weisen Sie auf Möglichkeiten einer persönlichen Kontaktaufnahme hin. Stellen Sie sicher, dass die angebotenen Kontaktmöglichkeiten auch von Studierenden mit Sprachschwierigkeiten oder mit körperlichen Beeinträchtigungen (z. B. Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen) wahrgenommen werden können.

Die gewählte Form der Kommunikation zwischen Lehrperson und Studierenden sowie das für die Lehrveranstaltung entwickelte Konzept zur Beteiligung von Studierenden ist aus mehreren Gründen bedeutsam:

  1. Die Eröffnung von Möglichkeiten zur Beteiligung vieler Studierenden erlaubt Lehrenden eine Rückmeldung zum Lernprozess sowie zu den Lern- und Verständnisschwierigkeiten ihrer Studierenden und ermöglicht so die Anpassung der Veranstaltung.
  2. Die Aktivierung von Studierenden kann als motivierend von Studierenden und Lehrenden wahrgenommen werden.
  3. Die Förderung von themenbezogener Peer-Interaktion kann Studierende beim Lernprozess und beim Verstehen unterstützen.
  4. Einladungen zur Partizipation und Beteiligung signalisieren den Studierenden das Interesse der Lehrenden am persönlichen Lernfortschritt sowie der Perspektive und Argumentation der Studierenden.
  5. Die Ein- und Ausgrenzungen im Rahmen der Lehrveranstaltungskommunikation kann Ausdruck und Reproduktion vorherrschender Ungleichheiten sein oder als Chance begriffen werden, Chancengleichheit zu fördern.

Signalisieren Sie zu Beginn Ihrer Veranstaltung Offenheit für individuelle Bedingungen, die die eigene Lern- und Studiensituation beeinflussen könnten und weisen Sie auf Möglichkeiten einer persönlichen Kontaktaufnahme hin. Stellen Sie sicher, dass die angebotenen Kontaktmöglichkeiten auch von Studierenden mit Sprachschwierigkeiten oder mit körperlichen Beeinträchtigungen (z. B. Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen) wahrgenommen werden können.

Bewährt hat sich eine neutrale Formulierung, die Sie ans Plenum richten:

„Bitte kontaktieren Sie mich, wenn Sie ein Anliegen haben, dass ihre Lern- und Studiensituation betrifft. Sie können gerne meine wöchentliche Sprechstunde (Raum, Zeit, Verfahren der Anmeldung nennen) wahrnehmen oder sich per E-Mail (E-Mailadresse visualisieren) an mich wenden. Ich bin überzeugt, dass wir eine gemeinsame Lösung finden werden.“

„Wenn Lehrende in der Veranstaltung anbieten, dass behinderte oder chronisch kranke Studierende ihnen in Gesprächen im Anschluss an die Veranstaltung oder in einer Sprechstunde ihre besonderen Bedürfnisse mitteilen können, so wird die Privatsphäre der Studierenden gewahrt und eine Möglichkeit geschaffen, individuell die Bedürfnisse zu besprechen.“(Deutsches Studentenwerk, 1996)

Bedenken Sie, dass betroffene Studierende möglicherweise zum Zeitpunkt der Ankündigung nicht anwesend sind, hier leistet die zusätzliche Veröffentlichung Abhilfe, z. B. im begleitenden E-Learning-Angebot. Auch ein nochmaliges Wiederholen des Angebots im weiteren Verlauf der Veranstaltung kann in diesem Zusammenhang hilfreich sein und zusätzlich ermutigen.

Die Anforderungen an Interaktion und Beteiligung in Lehrveranstaltungen unterscheidet sich mitunter zwischen Lehrenden und verschiedenen Veranstaltungsformen. Insbesondere unterscheiden sich die Anforderungen beim Übergang von der Schule ins Studium. Unterschiede können beim Wechsel nationaler Bildungssysteme auftreten. Lehrende erleichtern allen Studierenden die Beteiligung und schaffen Verhaltenssicherheit und Orientierung, wenn Sie zu Beginn einer Lehrveranstaltung, die für Sie zentralen Erwartungen formulieren.

Bei kleineren Lehrveranstaltungen, wie z. B. Seminaren mit wenigen Teilnehmenden, können Sie auch, im Rahmen Ihrer Erwartungen, Absprachen zu Regeln der Zusammenarbeit mit den Studierenden erarbeiten:

  • Nutzen und fördern Sie gendergerechte Sprache
  • Stellen Sie Bedeutung und Chancen der studentischen Beteiligung im Rahmen Ihrer Lehrveranstaltung heraus.
  • Stellen Sie heraus, dass Ihnen ein offenes, lern- und partizipationsförderndes Veranstaltungsklima wichtig ist. Stellen Sie dar oder erarbeiten Sie mit den Studierenden Regeln für die Beteiligung in der Lehrveranstaltung. Bei kleineren Veranstaltungen können Sie die Frage an die Studierenden stellen, welche Absprachen gelten sollen, so dass Sie sich ermutigt fühlen, sich zu beteiligen.
  • Weisen Sie ausdrücklich darauf hin, dass Ihnen Fragen oder unvollständige, fehlerhafte Antworten im Rahmen Ihrer Übung, Ihres Seminars oder Ihrer Lehrveranstaltung willkommen sind, da Sie Ihnen ermöglicht zu erkennen, wo noch Verständnisschwierigkeiten existieren und wo noch Unterstützungsbedarf besteht.
  • Stellen Sie die (gemeinsam erarbeiteten) Erwartungen an die Lehrveranstaltungskommunikation auch zum Nachlesen bereit, so dass Studierende, die den ersten Termin verpasst haben, auch die Möglichkeit haben, sich zu informieren
  • Überprüfen Sie im Verlauf die Einhaltung der Vereinbarungen. Sollte im Verlauf der Lehrveranstaltung weiterer Regelungsbedarf entstehen, so ergänzen Sie die Vereinbarungen.

Die Bedeutung eines gemeinsamen Verständnisses der Regeln und Ihrer Explikation der Lehrveranstaltung ist daran zu messen, inwieweit diese im weiteren Lehrveranstaltungsverlauf auch Anwendung finden. Halten Sie sich daher selbst an die Vereinbarungen als Rollenvorbild und erinnern Sie Studierende bei einem Verstoß gegen die Regeln freundlich, konsequent und sachbezogen auf die vereinbarten Regeln.