Moderationssettings in der Hochschullehre

Gespräche in Lehrveranstaltungen anleiten

Lesen Sie in diesem Beitrag mehr zu unterschiedlichen Settings und Formen einer Moderation, wie zum Beispiel die Onlineveranstaltung und Diskussion, der Workshop und das Lehrgespräch.

Settings der Moderation

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Darstellung Besprechung
Darstellung Besprechung

Besprechungen oder „jour fixe“, sind regelmäßige Treffen in einer Abteilung, bei denen Tagesordnungspunkte (TOP) miteinander besprochen, diskutiert und mitgeteilt werden. Hier warten Herausforderungen, wenn Kolleg*innen und Vorgesetze die Besprechung leiten. Oft wird dann die neutrale Moderationsaufgabe mit eigenen Meinungen und Kommentaren vermischt. Um Ihre Rollen klar zu trennen, sagen Sie der Gruppe „Ich trete für den Moment aus meiner Moderationsrolle aus und möchte selbst etwas beitragen“. Behalten Sie auch die Ziele des Treffens im Blick und klären Sie, wann eine Diskussion und Gruppenentscheidung erwünscht sowie nötig ist. Stoppen Sie im Bedarfsfall das Vorgehen der Gruppe und vertagen den TOP.

In der Lehre finden Besprechungen mit Studierenden am häufigsten in Sprechstunden statt. Auch hier braucht es eine gute Balance zwischen fachlichen Impulsen und einer aktivierenden Haltung , um Studierende zur Selbstbefähigung zu ermutigen.

Darstellung Diskussion
Darstellung Diskussion

Diskussionen, Debatten, ein Austausch von Argumenten und eine damit verbundene Meinungsbildung sind häufig ein zentrales Lernziel in den Sozial- und Geisteswissenschaften. Nach der Lektüre eines Textes oder einem Referat beginnt hier der Prozess einer thematischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung.

Herausforderungen bei Diskussionen sind neben einer unzureichenden Textlektüre auch Diskutanten, deren Beiträge wenig von dem abbilden, was angedacht war. Auch Einzelpersonen oder Gruppen, welche Diskussionen dominieren und wieder andere, die stillaktiv teilnehmen oder eine Veranstaltung nur anhören fordern eine klare Moderation. Entscheiden Sie in Abhängigkeit zu den Lehr- und Lernzielen, der Gruppengröße und Fachkultur, ob o. g. Formate für Sie passend sind.

Wenn Sie die Teilnehmenden aktiv einbinden wollen, können Sie aktivierende Methoden nutzen, die für den Einstieg bis hin zur Ergebnissicherung geeignet sind.

Darstellung Lehrgespräche
Darstellung Lehrgespräche

In Vorlesungen und großen Gruppen wird das Lehrgespräch als aktivierendes, interaktives Verfahren eingesetzt. Mit wenig Aufwand und in kurzer Zeit können Beiträge aus dem Plenum aufgegriffen und in den laufenden Lehrprozess integriert werden. Das Lehrgespräch ist eher als die Diskussion dozent*innen- und lernzielorientiert. Bei diesem Vorgehen geben Lehrende einen aktivierenden Impuls (Frage, Aufgabe o. ä.) ins Plenum und greifen einzelne Beiträge auf, um sie in den weiteren Vortrag zu integrieren.

Herausfordernd bei Lehrgesprächen ist die Ermutigung Studierender gerade in großen Gruppen Beiträge zu leisten. Hier können Sie beispielsweise mit Live-Abstimmungen arbeiten. Darüber hinaus ist es wichtig, auch fachlich weniger gute Beiträge wert zu schätzen und achtsam richtig zu stellen.

Darstellung Projekte
Darstellung Projekte

In Projekten werden häufig Moderationsmethoden eingesetzt. Hier geht es darum, ein Projekt in einem bestimmten zeitlichen Rahmen erfolgreich durchzuführen. Auch in projektorientierten Lehrformaten gibt es regelmäßige Treffen, bei denen Studierende ihre Ziele und Arbeitsschritte koordinieren. Bei der Verteilung von Rollen werden Sitzungsleitung und Moderationsaufgabe oft im rotierenden System an Studierende übertragen, damit Raum zur Übung gegeben werden kann. Wenn Lehrende begleiten, stellt sich die Frage, welche Rolle sie bei Arbeitstreffen innehaben:

  • Beobachtende
  • Moderierende
  • Controller
  • Auftraggebende
  • Projektleitende
  • Prüfende
  • Oder von allem ein bisschen?

Wichtig ist, unterschiedliche Rollen und Aufgaben transparent zu machen und die Bedeutung für den Arbeits- und Lernprozess zu klären.

Darstellung Tagung
Darstellung Tagung

Bei Tagungen und hier Podiumsdiskussionen gibt es die Beitragsorganisation. Hier stellen Moderierende weniger Bezüge zwischen den Beiträgen her. Eher sorgen sie dafür, dass möglichst gleichberechtigt und fair miteinander diskutiert wird.

Eine andere Art der Moderation zeichnet sich durch eine inhaltliche Schwerpunktsetzung aus, wenn bei der Vorstellung der Diskutant*innen auf unterschiedliche Standpunkte verwiesen wurde oder mit gezielten Provokationen eine intensive Auseinandersetzung angeregt werden soll. Einige Lehrende nutzen die aktivierende Methode der Tagungssimulation, um am Ende eines Semesters alle Referate und Beiträge zusammenzuführen. Bei dieser Methode können Posterpräsentationen stattfinden oder die (Hochschul-)Öffentlichkeit einbezogen werden. Je nach Konzept übernehmen Studierende selbst die Rollen der Tagungsorganisation und Moderation.

Darstellung Workshop
Darstellung Workshop

Bei Workshops haben Teilnehemende oft einen Bezug zum Thema, schon Grundwissen erworben sowie Vorerfahrungen gemacht. Bereits hier zeigt sich eine gewisse Rollenvielfalt für die Workshopleitung. Es gilt die Gruppe zum Arbeiten zu bringen, einen gemeinsamen Bezugsrahmen herzustellen, Input- und Arbeitsphasen miteinander zu verknüpfen und sich phasenweise als Expert*innen und oder Moderierende mehr auf die fachliche Steuerung oder als Moderator*in auf die Prozess-Steuerung zu fokussieren. Bezüge, Wissen und Erfahrungen können durch die Moderationen beispielsweise per Abfragen mit Metaplankarten erhoben und eingebunden werden.

Insbesondere in Diskussionssitzungen stellt sich die Frage, welche Rolle Lehrende einnehmen

  • Möchten Sie eher klassisch-neutral moderieren ? Hier werden Beiträge ohne fachlichen Kommentar zugelassen und die Diskussion eher laufen gelassen. Es besteht die Gefahr, dass Studierende hinsichtlich der Richtigkeit ihrer Beiträge verunsichert werden.
  • Oder wollen Sie bezüge-herstellend moderieren ? Hier werden Beiträge paraphrasiert und fachliche Bezüge hergestellt. Dabei besteht die Gefahr, dass Studierende nur auf Beiträge der Lehrenden reagieren, sodass kaum Diskussion mit Peers im Raum stattfindet.
  • Manche Lehrende delegieren die Moderationsaufgaben gar als Teil des Leistungsnachweises an Studierende. Dabei gibt es die Option sich bewusst in die „Mit-Diskutanten-Rolle“ zu versetzen, indem Sie sich ins Plenum setzen.

Formen von Lehrgesprächen

Lehrgespräche und Diskussionen können unterschiedliche Ausprägungen und Zielsetzungen haben, die im Folgenden als Überblick dargestellt werden. Eine zusammengefasste Tabelle ist auch hier zum Download erhältlich.

Austausch kennzeichnet…
Ein spontanes, offenes, unsystematisches Gespräch z. B. beim „come together“ auf Tagungen.
Wie geht's?
  • Menschen treffen aufeinander und unterhalten sich über, für sie interessante, Themen
Gefahr?
  • „Bla bla bla“, nicht mehr als Smalltalk
Was kann die Moderation tun?
  • Austausch ermöglichen und danach die Überleitung zum eigentlichen Thema anmoderieren
Abfrage kennzeichnet…
Das Sammeln von Ideen und Gedanken zu einer Fragestellung, z. B. in Form einer Metplankartenabfrage.
Wie geht's?
  • Die Frage vorstellen und Ideen schriftlich oder mündlich erheben
Gefahr?
  • Die Gruppe hat zu wenig Vorkenntnisse oder eine Diskussion ist das Ziel, es bleibt aber beim Beantworten der Frage
Was kann die Moderation tun?
  • Den Teilnehmenden die Frage zu Eigen machen oder die Frage abändern
  • Von der Frage zur Diskussion überleiten und durch Fragen die Auseinandersetzung in der Gruppe anregen
Offene Diskussion kennzeichnet…
Eine freie Diskussion zu einem Thema bzw. einer Fragestellung, auf die die Gruppe „Appetit“ hat.
Wie geht's?
  • Fragestellung finden und los geht's
Gefahr?
  • Es gibt weder einen roten Faden noch ein erkennbares Ergebnis
Was kann die Moderation tun?
  • Klären Sie den Rahmen mit der Gruppe,
  • strukturieren Sie zwischenzeitlich mit Zusammenfassungen und
  • lassen Sie die Gruppe ein Fazit ziehen
Strukturierte Diskussion kennzeichnet…
Eine vorstrukturierte Diskussion mit einer fokussierten Fragestellung, wie z. B. Pro-Kontra-Diskussion.
Wie geht's?
  • Fragestellung und Arbeitsfragen vorbereiten, Arbeitsauftrag erteilen und durchführen
Gefahr?
  • Es gibt eher ein Abfragen als eine Diskussion oder die Diskussion geht trotz Fokus in eine andere Richtung
Was kann die Moderation tun?
  • Perspektivwechsel herbeiführen, provozieren oder zeitweise (angekündigt) in die Teilnehmendenrolle wechseln
  • Rahmen (neu) klären oder Themenspeicher eröffnen, indem weitere Fragen/Themen für später aufgegriffen werden
Diskussionsmethoden kennzeichnet…
Eine umfangreichere didaktische Methode, die ein Diskussionsziel hat, z. B. Battle of theories
Wie geht's?
  • Methode vorbereiten, Arbeitsaufträge verteilen, durchführen, Ergebnisse sichern, ggfs. Methode und Diskussion reflektieren
Gefahr?
  • Es besteht keine Betroffenheit oder die Diskussion bleibt trocken, zäh oder oberflächlich
Was kann die Moderation tun?
  • Methode und Thema stärker in die Lebenswelt oder den Wissenschaftsbezug rücken
  • Fragen dem Niveau der Teilnehmenden besser anpassen
  • Teile der Moderationsaufgaben an die Studierenden delegieren
  • Provozieren oder teilweise (angekündigt) in die Teilnehmerrolle wechseln
Gelenktes Lehrgespräch kennzeichnet…
Die Verbindung von Lehrvortrag mit Fragen, die den Vortrag weiterführen und Studierende zum Mitdenken anregen soll. Ein Lehrgespräch ist eher dozierenden- und lernzielorientiert.
Wie geht's?
  • Passende Wissens-, Verständnis- oder Anwendungsfragen zum Thema vorbereiten und zwischendurch einfügen. Das Lehrgespräch kann als Einstieg zur Wiederholung, zum Hauptteil als Erarbeitung, bzw. Anwendung oder beim Ausstieg als Lernerfolgskontrolle genutzt werden
Gefahr?
  • Wirkt abfragend-schulisch, wie ein „Ping-Pong-Spiel“,
  • die gesuchte Antwort demotiviert hinsichtlich der weiteren Beteiligung und lässt wenig Spielraum oder
  • es melden sich wenige oder immer dieselben Studierenden
Was kann die Moderation tun?
  • Lernende frühzeitig einbinden
  • Beiträge wertschätzen und ein kooperatives Lernklima schaffen
  • Fragen vor allem auch nutzen, um die Inputphase für die Aktivierung aller zu unterbrechen, um dann zu mehr Beteiligung anzuregen – hier geht's zu einer Methodensammlung auf www.lehrideen.de
  • Lehrende sind hier mehr in der bezügeherstellenden Moderationsrolle
  • Mehr Zeit zum Nachdenken geben und entsprechend immer wieder zu weiteren Studierendenbeiträgen motivieren
Sokratisches Lehrgespräch kennzeichnet…
Ein erarbeitendes, fragendes Gespräch, bei dem die Lernenden den Sachverhalt durch gezielte Fragen selbst erfassen, durchdringen, verstehen, anwenden und die Fragen entsprechende Bezüge zum Weiterdenken und Entdecken fördern. Die Lehrenden haben hier eine Art „Geburtshelfer*innenfunktion“ inne.
Wie geht's?
  • Lehrende kennen ihr Lehrthema und versetzen sich in die Perspektive der Lernenden und formulieren, ausgehend von deren Kenntnisse Fragen, die es ihnen ermöglichen, den Sachverhalt selbst zu erarbeiten oder anzuwenden. Sie „verflüssigen“ sozusagen das Wissen
Gefahr?
  • Braucht sehr viel Zeit
  • Studierende werden ungeduldig und erwarten einen Lehrvortrag, bzw. die Lösung
  • Moderations- und Dozierendenrolle geraten durcheinander
Was kann die Moderation tun?
  • Bewusst entscheiden, wo und wozu das Vorgehen eingesetzt werden soll
  • Zu Beginn Bezugsrahmen setzen sowie Zeitrahmen und Nutzen transparent machen
  • Lehrende müssen fachlich fit sein
  • Lehrende sind in der Bezüge herstellenden Moderationsrolle, siehe hier den zugehörigen Artikel

Brinker, T. & Schumacher, E.-M. (2014). Befähigen statt Belehren. Neue Lehr- und Lernkultur an Hochschulen. Lehrkit für Hochschuldozierende. Arbeitsbuch und 66 Methodenkarten. Bern: HEP Verlag.

Dauscher, U. (1998): Moderationsmethoden und Zukunftswerkstatt, Neuwied/Kriftel/Berlin.

Decker, F. (1994) :Teamworking – Gruppen erfolgreich moderieren und führen. Mit Übungen zu geistiger Fitness und Entspannung. München.

Freimuth, J. und Barth Hogrefe, T. (2014): Handbuch Moderation: Konzepte, Anwendungen und Entwicklungen. Göttingen.

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Haussmann, M. (2014): UZMO. Denken mit dem Stift. Visuell präsentieren, dokumentieren und erkunden. München.

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Seifert, J. W. (1999): Moderation und Kommunikation. Offenbach.

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Wagner, R. W. (2006): Mündliche Kommunikation in der Schule Stuttgart.