Tutorinnen und Tutoren in interdisziplinären Studienprojekten einsetzen

Studentische Tutor_innen können Lehrende sowohl bei der fachlich-inhaltlichen als auch der organisatorischen und sozialkommunikativen Betreuung von Studienprojekten entlasten. Gerade wenn ein Studienprojekt viele Teilnehmer_innen hat und viele Projektteams betreut werden müssen, sind Tutor_innen unentbehrlich.

Abbildung 1: Aufgaben von Fach- und Teamturor_innen
Abbildung 1: Aufgaben von Fach- und Teamturor_innen

Für interdisziplinäre Studienprojekte sind besonders Tutor_innen geeignet, die sowohl einen interdisziplinären als auch teampädagogischen Hintergrund haben. Sie kennen die Theorien, Modelle und Methoden der jeweiligen Disziplin, können sie erklären, Möglichkeiten der Integration aufzeigen sowie Teamarbeit anleiten und unterstützen. Sie können Missverständnisse auf Grund verschiedenen Fachsprachen oder Fachmethoden aufdecken und Disziplinen gleichberechtigt und mit geeigneten Diskussion- und Moderationsmethoden ins Gespräch bringen (Brassler & Dettmers 2016: 22).

Tutorinnen und Tutoren mit diesen vielfältigen Kompetenzen sind nicht sehr zahlreich. Am wahrscheinlichsten sind sie bei fortgeschrittenen Studierenden für das Lehramt zu finden. Eine Alternative kann es sein, Fachtutor_innen jeder Disziplin und speziell ausgebildete Teamtutor_innen zu einem Betreuungsteam zusammenzuführen, das alle fachlichen und teampädagogischen Aspekte abdeckt (ebd.). Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Zuständigkeiten der Tutor_innen für die Studierenden transparent bleiben und die Tutor_innen ihrerseits die Zuständigkeiten auch einhalten. Gleichzeitig sollten sie sich aber gegenseitig über ihre Betreuungsaktivitäten informieren.

Abbildung 1 führt Aufgaben auf, die Tutor_innen übernehmen können.

Alle Tutor_innen sollten je nach Aufgabengebiet fachlich, fachdidaktisch und/oder teampädagogisch qualifiziert sein. Ein ausführlich beschriebenes Beispiel für die Qualifizierung von Team- und Fachtutor_innen für interdisziplinäre Studienprojekte findet sich in Dirsch-Weigand & Hampe (2018).

Zudem benötigen die Tutorinnen und Tutoren eine Einführung in den Ablauf, Organisation und Aufgabenstellung des konkreten Studienprojekts. Die Teilnahme an der Aufgabenprüfung ist eine gute Gelegenheit, um die Tutor_innen in die Aufgabe und das Projekt einzuführen.

Da in den meisten interdisziplinären Studienprojekten eher Tutorenteams als Einzeltutor_innen die Betreuung übernehmen werden, stellt sich die Frage, wie diese Teams koordiniert werden können. Schließlich sollen die Tutor_innen aus den unterschiedlichen Fächern so beraten, dass sich für die Studierenden Synergien ergeben und keine Widersprüche oder Konkurrenz zwischen den verschiedenen Fachperspektiven entstehen.

Dabei können unterschiedliche Betreuungsformate kombiniert werden, beispielsweise eine stationäre Betreuung in Sprechstunden oder an einem Infodesk mit einer mobilen Betreuung in Form von Hospitationen und Gesprächen direkt in den Studierendenteams. Die Betreuung kann zudem anleitende Elemente wie Trainings oder fachlichen Input und reflektierende Elemente wie Feedbackgespräche und Teamreviews kombinieren.

Alle typischen Betreuungsaktionen aus disziplinären Studienprojekten sind auch in interdisziplinären Studienprojekten sinnvoll. Wichtig ist, dass die Fachtutor_innen immer gemeinsam je nach Anzahl der Fächer im Tandem, Tridem oder Quartett die Studierendenteams hospitieren und am Infodesk verfügbar sind. Dies sichert zum einen die Balance zwischen den Fächern. Zum anderen würden zeitversetzte Besuche der Fachtutor_innen in den Studierendenteams den Arbeitsprozess zu oft unterbrechen oder ein unvollständig besetztes Infodesk nur einseitige Unterstützung leisten können.

Ein koordiniertes Betreuungsschema für ein Wochenprojekt und ein Semesterprojekt könnte beispielsweise wie in den Abbildungen 2 (Wochenprojekt) und 3 (Semesterprojekt) aussehen.

Eine wichtige Ergänzung zu einem abgestimmten Einsatz sind regelmäßige Monitoringtreffen zwischen allen Betreuer_innen und den Koordinator_innen des Studienprojekts. Die Monitoringrunden dienen dazu, den Projektfortschritt in den Studierendenteams im Auge zu behalten und Schwierigkeiten frühzeitig zu erkennen und gegensteuern. Die Treffen sind in der Regel die einzige Gelegenheit, um im laufenden Projekt aus den Informationen der verschiedenen Tutor_innen ein fachliches, organisatorisches und sozialkommunikatives Gesamtbild zu den Teams zu gewinnen und umgekehrt den Projektteams über die Tutor_innen erklärungsbedürftige Informationen zukommen zu lassen wie Korrekturen in der Aufgabenstellung oder kompliziertere organisatorische Änderungen.

Die Monitoringrunden dienen außerdem der kollegialen Beratung der Tutor_innen bei Problemfällen und damit auch der Qualitätssicherung der Betreuung.

Brassler, M. & Dettmers, J. (2016): Interdisziplinäres Problembasiertes Lernen – Kompetenzen fördern, Zukunft gestalten. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, Jg.11/Nr.3, S. 17-37.

Dirsch-Weigand, A. & Hampe, M. (2018). Interdisziplinäre Studienprojekte gestalten. Aus der Praxis für die Praxis. Bielefeld: wbv Bertelsmann.