Aufgabenstellung entwickeln

Welche inhaltlichen und didaktischen Aspekte sind bei der Ausgestaltung einer Aufgabenstellung für ein Studienprojekt zu beachten?

Ihrem Anspruch, eine Form des aktiven Lernens zu sein, werden Studienprojekte vor allem durch eine motivierende und angemessene Aufgabenstellung und aktivierende Lernbegleitung und Betreuung gerecht. Die Motivationswirkung ist wesentlich vom Thema, einem weder über- noch unterfordernden Anforderungsniveau und der passenden didaktischen Gestaltung der Aufgabenstellung abhängig.

Ein Projektthema wird von Studierenden als besonders motivierend empfunden (Dirsch-Weigand & Hampe 2018, S. 28, 53; Koch et al. 2017), wenn…

  • es um ein authentisches Problem aus der Berufswelt, der Gesellschaft oder der Lebenswelt der Studierenden geht,
  • das Problem als relevant, sinnhaft und bedeutungsvoll wahrgenommen wird,
  • die Problembearbeitung einen Praxis- und Anwendungsbezug aufweist,
  • mehrere und innovative Problemlösungen denkbar sind und
  • das Problem zwar mit Anstrengung, grundsätzlich aber mit dem Leistungsstand der Studierenden zu lösen ist.

Damit sich ein Thema für die Bearbeitung im Projekt eignet, muss es zudem Arbeitsteilung oder durchgängig kollaboratives Arbeiten erfordern.

Beispiele für Aufgaben-/Themenstellungen

Beispiele für Aufgaben- /Themenstellungen in den ersten Bachelorsemestern:

Ist ein Thema gefunden, so sollten bei der konkreten Ausarbeitung einer aktivierenden Aufgabenstellung vier Elemente berücksichtigt (Reinmann 2015, S. 68) werden:

  • Eine klare „Zielsetzung im Sinne einer Anforderung, was der Lernende tun soll bzw. was von ihm erwartet wird“
  • Ausreichend „Kontext im Sinne einer thematischen Einbettung der Zielsetzung“
  • Eine dem Wissensstand entsprechende „Anleitung im Sinne einer Vorgabe oder Empfehlung von Schritten zur Zielerreichung“
  • Hinweise auf oder die Bereitstellung und Vermittlung von „Ressourcen im Sinne zusätzlicher Informationen, die man zur Aufgabenbearbeitung nutzen kann“.

Ausarbeitung der Aufgabenstellung

Bei der Ausarbeitung von Aufgabenstellungen für Studienprojekte stehen vor allem die Zielsetzung, der Anwendungskontext und die Ressourcen, z. B. Lehrmaterialien oder auch Experimentiermöglichkeiten, im Vordergrund. Währenddessen sollte sich die Anleitung zum Vorgehen auf das Nötige beschränken, um den Studierenden hier Freiheiten einzuräumen und zur Eigeninitiative herauszufordern (Reinmann 2015, S. 69). Noviz_innen benötigen in der Regel mehr Anleitung als projekterfahrene Studierende.

Aus studentischer Sicht zeichnet sich eine gelungene Aufgabenstellung durch folgende Merkmale aus (Dirsch-Weigand & Hampe 2018, S. 54):

  • Klarheit und Transparenz bei fachlichen, organisatorischen und sozialkommunikativen (Lern-)Zielen, bei der Problemstellung, den erwarteten Ergebnissen, Bewertungsverfahren und Bewertungskriterien
  • Am Wissensstand orientierte Vollständigkeit, Kohärenz und Verständlichkeit, z. B. Einführung in die Anwendungssituation, ausreichende Anleitung beim fachlichen und organisatorischen Vorgehen und ergänzende Lehrmaterialien
  • Generelle „Machbarkeit“: Abstimmung der Aufgabe auf die Teamgröße, Bearbeitungszeit, zugängliche Materialien, Werkzeuge und Experten

Die oben genannten Elemente können in einem Aufgabenskript beispielsweise in ein zielbasiertes Szenario verpackt werden (Dirsch-Weigand & Hampe 2018, S. 53-62; Reinmann 2015, S. 83). Dieses Szenario gibt zunächst mit einer realitätsnahen Geschichte oder Situationsbeschreibung einen thematischen Kontext vor (der sogar durch eine Exkursion in einem Unternehmen, einer Forschungseinrichtung oder anderen Einrichtungen real erlebbar gemacht werden kann). In diese Geschichte ist ein möglichst spannender und interessanter Auftrag für das Projektteam eingebettet und mit seiner Zielsetzung, seinen Anforderungen, Randbedingungen, Einschränkungen und seinen vorzeigbaren Ergebnissen (Leistungsnachweise) beschrieben. Um den Auftrag zu erfüllen, müssen die Studierende verschiedene Rollen wie Koordinator, Entwickler, Controller etc. einnehmen und gestaltende Handlungen wie Konzeption, Entwurf, Design, Planung, Modellbau etc. durchführen, für die sie ein bestimmtes Wissen und Können brauchen. Alle Wissens- und Handlungsressourcen werden den Studierenden zur Verfügung gestellt. Auf ihre Handlungen erhalten sie unmittelbar und situationsbezogen Feedback durch die Lehrenden.

Checkliste zur Aufgabenqualität
Checkliste zur Aufgabenqualität

Dirsch-Weigand, A. & Hampe, M. (2018). Interdisziplinäre Studienprojekte gestalten. Aus der Praxis für die Praxis. Bielefeld: wbv Bertelsmann.

Koch, F. D., Dirsch-Weigand, A., Awolin, M., Pinkelman, R. J. & Hampe, M. J. (2017). Motivating First Year University Students by Interdisciplinary Study Projects. European Journal of Engineering Education. 42/2017, Issue 1, 17-31. Abstract

Reinmann, G. (2015). Studientext Didaktisches Design (5., korr. und erg. Version). Hamburg: Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen.